Andacht vom 02.12.2006:
Unübersehbar: Licht in der Finsternis
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finsteren Lande, scheint es hell. Jesaja 9,1
Hans Nielsen Hauge, der Reformator Norwegens, war inhaftiert. Vom Leben ausgeschlossen sein, nicht sein Werk vollbringen dürfen, das schmerzte ihn sehr. Nun brach die Weihnacht an. Das Läuten der Glocken drang zu ihm in die Zelle des Rathausgefängnisses. Da sang er mit kräftiger Stimme sein Bekenntnis: "Jesus, meine Zuversicht!"
Draußen standen in der Winterkälte und Dunkelheit zwei Männer, schauten empor zu Hauges Kerker und lauschten dem Gesang. Als er zu Ende war, sangen sie dem Einsamen in der Zelle als Antwort ihr Lied. Hauge wusste, dass es Freunde waren, die den weiten Weg von der Stadt Bergen gewandert waren. Man hatte sie nicht zu ihm gelassen.
Der Gesang verstummte. In bedrückter Stimmung schauten die beiden Männer hinauf zu den vergitterten Fenstern. Plötzlich sahen sie dort einen hellen Schein. Ein einsames Licht mit einem qualmenden Docht wurde emporgehoben und erhellte die Dunkelheit. Dann verschwand das Licht vom Fenster. Die beiden Männer standen wieder im Dunkel der frostklaren Nacht.
Hans Nielsen Hauge hatte ihnen aus der Einsamkeit des Gefängnisses den Sieg des Lichtes über die Finsternis verkündigt. Dann erschien das Licht noch einmal am vergitterten Fenster. Sie sahen, wie Hauges erhobener Arm mit einer Lichtschere die kleine Flamme putzte und sie alsbald hell und klar aufleuchtete.
Die Männer verstanden die Botschaft: Es galt, die Gemeinde des Herrn, das Licht Gottes (vgl. Mt 5,16), rein zu erhalten, damit es den Menschen leuchten könne. Dann verschwand das Licht vom Fenster. Das war Hans Nielsen Hauges predigt.
Edwin Steinhardt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.