Andacht vom 26.05.2007:
Flucht vor dem Retter
Lass mich am Morgen hören deine Gnade; denn ich hoffe auf dich. Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir. Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden; zu dir nehme ich meine Zuflucht. Psalm 143,8.9
Der Missionar Donald Mansell erzählte von einem Erlebnis, das er als Kind mit seinen Eltern im Jahr 1930 auf einer Schiffsreise hatte. Bei starkem Wind hielt sich die Familie im Windschatten des Schiffes auf. Da entdeckten sie einen Sperling.
Wie mochte der so weit aufs Meer gekommen sein? Im Kampf gegen die Naturgewalten wollte er auf dieser Seite ausruhen und saß sichtlich ermattet auf der Reling. Ein anderes Kind wollte dem Vogel helfen, aber bei dem Versuch flog er fort und wurde hinaus auf die See gewirbelt. Es gelang ihm jedoch eine Rückkehr zum Schiff. Wieder wollte das Kind helfend eingreifen, aber die Angst vor Menschen war größer als vor der Anstrengung im Wind. Draußen auf See kämpfte er um sein Leben. Ein drittes Mal gelang ihm mit letzter Kraft eine Landung auf dem Schiff - diesmal direkt auf dem Schoß des Kindes. Erschöpft, aber geborgen.
So kämpfen wir uns oft durchs stürmische Leben. Anstatt der ersten Einladung zum Ausruhen bei Jesus zu folgen, flieht man vor dem starken Retter - wohl aus Angst vor den Konsequenzen der Nachfolge. Eine bestimmte Lieblingssünde möchte man noch nicht aufgeben. Deshalb die Scheu vor der völligen Übergabe. Lieber strampelt man sich mit einem halbherzigen Christenleben ab, bis man erschöpft am Boden liegt. Wie dumm!
"Gott will, dass es uns gut geht. Deshalb verlangt er auch nicht, dass wir etwas aufgeben, was zu unserem Besten dient", so schreibt die Autorin Ellen White in ihrem Bestseller "Der bessere Weg" (S. 48).
Solange wir noch auf dieser Erde unser Leben fristen müssen, werden wir immer wieder mit sündigen Gewohnheiten zu kämpfen haben. Da hilft allein die wiederholte Hingabe an Jesus. Man könnte es auch Kapitulation nennen. In Wirklichkeit ist es die Überwindung des eigenen Ichs, das sich so stolz mit seiner Eigenleistung behaupten möchte.
Aus der Sicht Jesu handelt es sich bei der Hingabe an ihn jedoch um die Teilhabe an seinem Sieg über die Sünde. Und damit kehrt sein Friede in die Seele ein. "Der Höchste ist deine Zuflucht." (Ps 91,9)
Erwin Meier
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
