Andacht vom 14.08.2007:
Gottes Antwort: Anders als erwartet
Da antwortete der HERR dem Hiob aus dem Sturm und sprach: ... Wo warst du, als ich die Erde gründete? Teile es mit, wenn du Einsicht kennst!... Sind dir die Tore des Todes aufgedeckt worden und hast du die Tore der Finsternis gesehen? ... Knüpfst du die Bänder des Siebengestirns oder löst du die Fesseln des Orion? Hiob 38,1.4.17.31 (Elberfelder)
Was machen wir, wenn uns das Schicksal beutelt oder große und kleine Enttäuschungen des Lebens an uns rütteln? Hiob zeigt uns einen Weg, damit umzugehen. "Warum mussten meine Kinder sterben? Warum habe ich meinen Besitz verloren? Warum musste ich so krank werden?" Schicksalsfragen! Hiob sucht verzweifelt nach einer Antwort darauf. Er lässt sich dabei nicht mit den scheinbar frommen Antworten seiner Freunde abspeisen. Sie sehen die Ursachen für Hiobs Leiden ausschließlich in dessen Fehlverhalten. Er hat auch keine vorgefertigten Musterantworten in der Tasche, die er nun - im Ernstfall - herausziehen kann, um mit ihnen alle Probleme zu lösen. Auch uns helfen Standardantworten heute im Ernstfall nicht weiter, denn sie treffen selten die wirkliche Situation im Leben. Manchmal können sie uns sogar in Verzweiflung stürzen.
Um neu das Vertrauen in Gott zu gewinnen, musste Hiob ein ganzes Stück Weg gehen. Er unterdrückt dabei nicht seine Enttäuschung über Gott und seine Anklagen gegen ihn, er wendet sich aber nicht von Gott ab, sondern ringt mit ihm, um das zu verstehen, was ihm begegnet war. Das sollte sich lohnen.
Gottes Antwort ist anders als erwartet. Er geht nicht auf die Schuldfrage ein, erklärt ihm auch nicht die Ursache seines Leides, so wie wir es aus Hiob 1 und 2 erfahren, sondern malt Hiob mit vielen Fragen seine unendliche Weisheit und Größe vor Augen. Gott will nicht einem lästigen Kritiker den Mund stopfen, sondern Hiob aus seiner menschlichen Enge in die göttliche Weite führen. Sein Schicksal erscheint Hiob dadurch nicht mehr übermächtig, obwohl er es immer noch nicht verstehen kann. Gott hat den Überblick und vor ihm sind selbst "die Tore des Todes aufgedeckt". Er hat uns nicht vergessen und hält uns in seiner Hand.
Wenn du durch persönlich erfahrenes Leid in die Enge getrieben bist, dann wende dich nicht von Gott ab, klage ihm dein Leid und lass dich von ihm wieder in die Weite führen. Vielleicht kannst du am Ende wie Hiob über Gott sagen: "Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen." (Hi 42,5 EB)
Raphael Heller
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.