Andacht vom 02.06.2004:
Sammelleidenschaft
Als sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt. Da sammelten sie und füllten ... zwölf Körbe. Johannes 6,12.13
Als Kind erlebte ich noch den Lumpensammler, der laut rufend und schellend mit seinem Karren durch die Straßen zog. Ich hatte die Freude, ihm gelegentlich einen Sack Lumpen, den eine alte Schneiderin für mich aufgehoben hatte, für ein paar Groschen zu verkaufen.
Gesammelt wird ja schon immer. Wissenschaftler behaupten, dass Sammeln und Jagen zu den Urformen menschlicher Betätigung gehören. Auch König Salomo war von der Leidenschaft zu sammeln gepackt. In 1. Könige 10 wird berichtet, dass er neben Silber und Gold exotische Tiere liebte, zum Beispiel Affen und Pfauen. Auch für Elfenbein hatte er eine Schwäche. Er sammelte fast grenzenlos. In Prediger 2,8 werden seine zahlreichen Frauen erwähnt. Wie stolz mag er seinen Besuchern die unzähligen Schätze vorgeführt haben. Auch heute hat die Sammelwut so manchen erfasst. Zu den begehrten Objekten gehören unter anderem Briefmarken, alte Münzen, Bierdeckel und Kaffeemühlen. Ja, es gibt auch Menschen, die allen Ernstes und mit großem Eifer gute Werke sammeln, um ihr Seelenheil zu sichern. Es wird sogar behauptet, die Heiligen der Kirche hätten einen "Uberschuss" an guten Werken vorzweisen, mit dem sie für andere Menschen vor Gott eintreten könnten. Welcher Irrtum! Wer kann sich schon seine Seligkeit verdienen! Alles, was wir sind und haben, ist Gottes Gabe. Wir leben täglich davon und sollten sorgfältig damit umgehen, damit nichts umkommt.
Gottes Wort öffnet uns übrigens den Blick für die letzte entscheidende Sammlung am Ende der Tage: Engel werden Gottes Auserwählte aus allen vier Wind richtungen zusammenholen (Mt 24,31). Werden wir zu ihnen gehören?
Johannes Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.