Andacht vom 18.05.2008:
Alle Hilfe kommt von - oben
So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. 1.Timotheus 2,1
Als ich drei Jahre alt war, liebte ich es, mit meiner älteren Schwester zusammen Steine in den Abwassergraben vor unserem Haus zu werfen. Das war eigentlich verboten, aber es platschte so schön. Irgendwann nahm ich zu viel Schwung. Nicht der Stein, sondern ich selbst landete plötzlich kopfüber im Graben.
Das Ganze war nicht nur gefährlich, sondern auch unangenehm, denn das Wasser stank fürchterlich - und allein kam ich nicht mehr aus dem Graben heraus. Meine große Schwester hatte nun zu entscheiden, wie sie sich verhalten sollte. Sie hätte weggehen können und ohne mich weiter spielen. Sie hätte versuchen können, mich aus dem Graben zu ziehen. Da sie nicht viel größer war als ich, wäre sie dabei wohl auch hineingefallen. Sie hätte mir einen Vortrag halten können: "Siehst du, du bist viel zu nah herangegangen. Das nächste Mal halte mehr Abstand!" oder "Streng dich mal an, da wieder herauszukommen. Du willst da doch nicht drin bleiben! Nun mach schon!" Doch meine Schwester hatte eine bessere Idee. Sie schrie lauthals nach unserem Vater. Der kam auch gleich herbeigeeilt, zog mich aus dem Matsch und steckte mich zu Hause in die warme Badewanne.
Was tue ich, wenn ein Freund, ein Familienmitglied, ein Verwandter oder jemand aus der Gemeinde Probleme hat, die er eigentlich alleine nicht lösen kann? Wenn er mir nicht gleichgültig ist, möchte ich ihm helfen. Aber wie oft stehe ich genauso hilflos da wie damals meine Schwester? Das Problem scheint unlösbar, und kein noch so guter Vorschlag kann dem Betroffenen helfen. Leider vergesse ich viel zu oft, dass Gott, mein Vater im Himmel, in allernächster Nähe ist, in Hörweite - und dass er gerne hilft. Wie seine Hilfe aussieht, entscheidet er individuell und so, wie es für jeden Menschen am geeignetsten ist. Vielleicht sogar, indem er uns eine gute Idee schenkt; vielleicht durch ein Wunder. Er weiß schon, wie.
Paulus fordert uns auf, für unsere Mitmenschen zu danken, zu beten, zu bitten. Und dazu haben wir jeden Tag wieder neu die Gelegenheit.
Tajana Kub
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.