Andacht vom 10.07.2008:
Was zählt ein "Ich bin bei dir"?
Eines Tages sprach der Herr zu mir: "... Du sollst ein Prophet sein, der den Völkern meine Botschaften verkündet." Ich aber erwiderte: "O nein, mein Herr und Gott! Ich habe keine Erfahrung im Reden, denn ich bin noch viel zu jung!" Jeremia 1,4-6 (Hoffnung für alle)
Mit solch einem Auftrag, der alle seine Pläne durchkreuzte, hatte Jeremia nicht gerechnet! Die Berufung zum Propheten lastete schwer auf ihm. "Warum ausgerechnet ich?"
Wenn wir allerdings heute seine Aufzeichnungen lesen, zeigt sich, dass Gott eine hervorragende Wahl getroffen hatte. Die Kraft der Sprache, die Anschaulichkeit der Bilder und die Tiefe der Gedanken des Jeremia können einen regelrecht begeistern. Aber all das, was uns fasziniert, war für ihn oft eine drückende Last. Er musste den Menschen seiner Zeit nicht nur die Botschaften Gottes verkündigen, sondern auch deren Reaktionen über sich ergehen lassen. Außerdem wollte Gott, dass er alles aufschreiben sollte, damit es für kommende Generationen erhalten bliebe.
Vielleicht verstehen wir nun, warum Jeremia sich so dagegen wehrte und Entschuldigungen suchte. Doch Gott ließ nicht locker. Er kannte Jeremia besser, als der sich selber, und er sagte es ihm auf den Kopf zu: "Ich habe dich schon gekannt, ehe ich dich im Mutterleib bildete, und ehe du geboren wurdest, habe ich dich erwählt." (V. 5 Hfa) Gott ließ sich nicht umstimmen, er blieb dabei: "Du wirst mein Gesandter sein, durch den ich mit meinem Volk sprechen kann!" Und Jeremia gab nach, fügte sich widerstrebend, aber immerhin. Gut, dass er nicht ahnte, wie schwer sein Amt sein würde.
Kaum ein Prophet musste in einer solch bösen Zeit wirken und zu einem so tauben und halsstarrigen Volk reden wie er.
Konnte er wenigstens einen Erfolg seiner Mühe sehen? Was er in den etwa 50 Jahren seines Dienstes erlebte, waren überwiegend Unverständnis, Gefahr für Leib und Leben und Verleumdungen!
Und doch blieb er Gott und seiner Aufgabe all die Jahre hindurch treu. Woher nahm er die Kraft dazu? Er hatte eine entscheidende Zusage Gottes, die ihn immer wieder aufrichtete: "Fürchte dich nicht vor ihnen, ich bin bei dir und werde dich beschützen. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort." (V. 8)
Wie geht es uns? Auch wir sind Gottes Boten, wenn auch in anderer Weise als damals Jeremia. Lasst uns an seine Verheißung denken, wenn unsere Aufgaben größer zu sein scheinen als unsere Kraft. Gottes Zusage steht bis heute: "Ich bin bei dir!"
Heiner Lachmann
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.