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Andacht vom 03.08.2008:

Topmodel aus 1001-Nacht

Nach diesen Geschichten, als der Grimm des Königs Ahasveros sich gelegt hatte, dachte er an das, was Waschti getan hatte und was über sie beschlossen war. Ester 2,1

Hier treffen wir auf eine wahre Heldin, wie sie im Buche steht. Waschti war die erste, höchste und schönste Frau des Königs Ahasveros oder Xerxes. Sie hatte alles, die Welt lag ihr zu Füßen, der Palast eine ideale Umgebung für Lebensfreude und Glück. Ihr Ehemann war König, der mächtigste Diktator auf der Erde, ein Herrscher des Medo-Persischen Reiches. Waschti standen eine Menge Knechte und Mägde zur Verfügung, sie wohnte in einem Märchenpalast, aß nur das Feinste und Teuerste, war in weiche Seide gekleidet und duftete nach den exotischsten Parfümen.

Drei Jahre lang führte sie ein Luxusleben, und nun feierten sie und ihr Mann das größte Fest aller Zeiten. Drei Monate lang gab es jeden Tag Wein, Weib und Gesang für alle Einwohner von Susa. Der Wein floss reichlich. Und nach einer ganzen Woche der Ausgelassenheit waren die Feiernden so betrunken, dass sie die herrliehen Gehänge, die bunten Marmorsäulen und teuren Mosaikböden nicht mehr achteten. Der nicht mehr nüchterne König wollte mit der Schönheit seiner Frau Waschti angeben und befahl den Bediensteten, sie zu holen und der gesamten Gesellschaft vorzustellen. Die üblichen Tänzerinnen, spärlich gekleidet, wirkten sehr anziehend und erotisch, aber keine war so schön wie Waschti. "Aber die Königin Waschti wollte nicht kommen ..." (Est 1,11.12). Einerlei wie ihr angeberischer Mann darüber dachte: Sie wollte nicht wie eine Puppe zur Schau gestellt werden; nicht eine Ware sein, mit der man alles Beliebige anstellen konnte. Sie empfand sein Ansinnen als maßlose Beleidigung und Erniedrigung.

Waschti war sicher sehr schön, aber auch klug und selbstbewusst. Dass sie ihre Existenz dabei aufs Spiel setzte, war ihr bestimmt klar. Doch lieber in die Verbannung gehen, abgesetzt werden, sich scheiden lassen, aber die innere Würde behalten. Sie musste nicht um jeden Preis den Lebensstandard erhalten, dann lieber zurück in ein bürgerliches Leben.

Wir können sie als wahre Heldin bezeichnen, die ihre Überzeugung auch in der Krise ausgelebt hat. Die Schönheit des Charakters war ihr wichtiger als die Schönheit des Körpers.

Sich selbst treu bleiben und gute Grundsätze bewahren, innere Stimmigkeit erhalten, das ist auch für uns nicht immer leicht bei den vielen verlockenden Angeboten unserer Zeit. Doch am Ende zählt die Zufriedenheit, die man mit einem guten Gewissen erfährt.

Wilfried Meier

Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.

 

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