Andacht vom 07.09.2008:
Stufen zur Liebe
Der Herr ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Jeremia 31,3
Heutzutage wird viel über Liebe gesprochen und geschrieben: fachkundig und oberflächlich, verantwortungsbewusst und fahrlässig, wohlmeinend und berechnend. Aber trotz der Flut von Publikationen bleibt die echte Liebe nach wie vor ein Geheimnis. Irgendwann hat wahrscheinlich jeder von uns die Macht der Liebe verspürt, wenn sie auch jeder auf seine eigene Weise erlebt.
Wenn die Liebe einen plötzlich wie ein Pfeil mitten ins Herz triff, ist das im wahrsten Sinne des Wortes ein umwerfendes Gefühl. Wer das erlebt hat, kann beim Thema Liebe mitreden. Liebe beschenkt, macht glücklich, bindet Menschen für ein ganzes Leben aneinander und ist manchmal "unüberwindlich wie der Tod" (Hoheslied 8,6 Hfa). Sie kann Gutes bewirken, aber auch ins Verderben reißen. Wir können sie zwar erleben, aber nicht über sie verfügen.
Ihrem Wesen nach ist Liebe ein Geschenk Gottes. Aber Gottes Gaben können nicht nur dankbar angenommen, sondern auch leichtfertig missbraucht werden. Wer die Liebe im Sinne Gottes nutzt, wird sie als beglückend und bereichernd erleben, wer mit ihr Schindluder treibt, kann sich und andere zerstören.
Aus der Heiligen Schrift wissen wir, dass Gott der Ursprung der Liebe ist (1 Jo 4,8). Und die Bibel sagt auch, wem seine Liebe gilt: seinem Volk, all denen, die an ihn glauben, seiner Gemeinde. Deshalb lässt er Israel durch den Mund des Propheten Jeremia mitteilen: "Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen ..." Und was damals für das Gottesvolk des alten Bundes galt, trifft auch auf die neutestamentliche Gemeinde zu.
Wer von Liebe spricht oder Liebe praktizieren will, ohne Gott mit einzubeziehen, wird nie begreifen, was echte Liebe ist. Aber wer bereit ist, in die Stille zu gehen, und sein Herz für Gottes Liebe öffnet, wird schon hier auf Erden wahre Liebe erleben und den empfangenen Reichtum weitergeben können.
Seit Jesu Tod am Kreuz ist klar, dass Liebe zur bedingungslosen Hingabe bereit ist. Göttliche Liebe hat das Wohl des anderen im Auge, ohne zur Gegenliebe zu zwingen. Mit unserer "menschlichen Liebe" ist das anders. Sie kann auch enttäuschen, denn sie ist nie ganz frei von Eigensucht. Von Gott geliebt zu sein und die empfangene Liebe weiterzugeben, das ist das Geheimnis eines glücklichen Lebens!
Heiner Lachmann
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
