Andacht vom 05.10.2008:
Kosten/Nutzen Rechnung
Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Meinst du, dass Hiob Gott umsonst fürchtet? Hiob 1,9
Noch befinden wir uns in der heilen Welt des Hiob. Sie ist einfach zu schön und harmonisch. Mitten hinein schießt wie ein giftiger Pfeil diese garstige Frage: "Umsonst gottesfürchtig?" Die Idylle bröckelt. Plötzlich wird der Glaube an Gott mit einem Tauschhandel verglichen. Da macht sich Unbehagen breit, denn es sind doch immer nur die edlen Motive, warum ich an Gott glaube - oder? Ist dieses "Umsonst" wirklich so abwegig und dunkel? Selbst der Jünger Petrus fragt Jesus eindringlich: "Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür gegeben?" (Mt 19,27)
Zweifel säen zu wollen liegt mir fern. Aber: Suchen wir einen Nutzen, einen Vorteil bei Gott oder suchen wir Gott? Mein Gehorsam wird von ihm mit Wohlergehen quittiert. Die Rechnung muss aufgehen.
Viele Menschen denken heute so - und du? Du lässt dich auf Gott ein, lebst ein frommes Leben mit Beten, Gottesdienstbesuch, Liedern, Andachten, Spenden, und was du sonst noch aufzählen kannst. Aber was hält unser Leben im Glauben aus, wenn wir Verluste erleben, Bedrohungen und Leid uns schwach werden lassen? Leider greift unser rechnender Verstand mit seinem "Was habe ich davon?" auch in tiefere Schichten unseres Lebens hinein, wo es um die seelisch-geistigen Beziehungen geht. Was habe ich vom anderen Menschen, was und wie nützt er mir? Eine Gesellschaft, die so denkt, erniedrigt sich gegenseitig und verdirbt.
Und was passiert, wenn wir dieses Denken auf unsere Gottesbeziehung übertragen? Wir können es nicht leugnen: Nutzen hat immer etwas mit der Frage nach Lebenssicherung zu tun und Sicherheit ist eines der zentralen Bedürfnisse des Menschen. Es rührt zutiefst auch den geistlichen Bereich an. Und schon sind wir wieder bei der misstrauisch-zynischen Frage Satans: Umsonst? "Taste alles an, was er hat, er wird dir ins Angesicht absagen." (1,11)
Hiob besitzt nichts mehr - und er verabschiedet sich nicht von Gott. Das reine Nützlichkeitsdenken hat ihn nicht verdorben, er ist nicht käuflich geworden. Genauso wenig ließ sich Jesus in der Wüste während der dreifachen Versuchung kaufen (vgl. Mt 4).
Ja, so wie Hiob möchte ich leben. Ich kann Gott besser umarmen, wenn keine Geschenke zwischen ihm und mir sind. Ich bin mehr als ich habe, ich habe aber alles mit IHM!
Johannes Naether
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.