Andacht vom 29.06.2004:
Verfluchung
Als aber der König David nach Bahurim kam, siehe, da kam ein Mann von dort heraus, vom Geschlecht des Hauses Saul, der hieß Schimi, der Sohn Geras; der kam heraus und fluchte und warf mit Steinen nach David und allen Großen des Königs David. 2. Samuel 16,5.6
So ist es im Leben: Solange es dem Menschen gut geht und er in Ehren steht, wagt kaum einer, die Hand gegen ihn zu erheben. Doch in Not geraten, bleibt kein guter Faden an dem Bedrängten. Man begegnet ihm bissig, ja gehässig, und man verleumdet den ohnehin Gedemütigten.
So ergeht es David, als er auf der Flucht vor Absa-lom ist. Da taucht plötzlich dieser Schimi auf, beschimpft den König, verflucht ihn und wirft sogar mit Steinen nach ihm. Die Männer um David wollen Schimi greifen und töten, aber der weist sie mit den Worten zurück: "Lasst ihn fluchen, denn der Herr hat ihm geboten: Fluche David!" Der König knüpft sogar eine Hoffnung daran: "Vielleicht wird der Herr mein Elend ansehen und mir mit Gutem vergelten sein heutiges Fluchen."
David erkennt, dass diese Notzeit, der er jetzt ausgesetzt ist, Folge seiner Sünde ist. Er hat bitter gelitten und doch nie die Zuversicht verloren, von Gott in Gnaden wieder angenommen zu werden. Er betet: "Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen. Errette mich von der Hand meiner Feinde und von denen, die mich verfolgen." (Ps 31,15.16) In einem Kommentar zu dieser biblischen Begebenheit wird festgestellt: "Nie war der Herrscher Israels (David) wahrhaft größer in den Augen des Himmels als in dieser Stunde seiner tiefsten Erniedrigung", da, wo er dem Unrecht und der Verfolgung ausgeliefert war und dennoch demütig, selbstlos, großmütig und unterwürfig blieb.
Es gibt Leute, die ihre Sünde entschuldigen wollen, indem sie auf David verweisen, der "ja auch gefehlt" habe, die aber nicht bereit sind, wie David zu bereuen. Seine Schuld bekennend, bleibt er dem aufrichtigen Christen Vorbild.
Erwin Binanzer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
