Andacht vom 17.11.2008:
Gemeinschaftspflege, ja oder nein?
Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke ... für eure Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tag an bis hierher. Philipper 1,3.5
Worin sah Paulus im Blick auf die Christen in Ephesus Anlass zu Dankbarkeit und Freude? Er dankt ihnen für ihre "Gemeinschaft am Evangelium". Was heißt das? Manchmal ist es schwierig, bestimmte Begriffe aus einer Sprache in eine andere zu übertragen. "Gemeinschaft am Evangelium" ist solch eine Wendung, die mehr aussagt, als wir im Deutschen in drei Wörtern ausdrücken können. Gemeint ist das Annehmen der guten Nachricht von Christus, das Leben in der Christusnachfolge und das Weitergeben der Botschaft von Jesus Christus. Neuere Übertragungen des biblischen Textes formulieren deshalb an dieser Stelle: "... ihr habt euch vom ersten Tag an bis heute mit mir für die rettende Botschaft eingesetzt." (Hfa)
Offenbar bestand die Gemeinde in Philippi nicht aus lauter Durchschnittschristen: mühsam zur Nachfolge entschlossen; passive Gemeindezugehörigkeit; Lehren für wahr halten, ohne dass davon allzu viel im Alltag zu spüren ist; gequältes Besuchen von Gemeinde-veranstaltungen. Ganz im Gegenteil - die Philipper vermittelten den Eindruck einer bewussten und aktiven Christusnachfolge, auch wenn im Gemeindealltag und im persönlichen Leben nicht immer alles glatt lief. Vor allem hatte es sich gezeigt, dass ihr Christsein nicht nur aus einer vorübergehenden religiösen Begeisterung bestand. Der Apostel konnte sagen: "Denn ihr habt euch vom ersten Tag an bis heute mit mir für die rettende Botschaft eingesetzt."
Die Anfänge der Gemeinde in Philippi lagen knapp anderthalb Jahrzehnte zurück. Im Jahre 52 war Paulus auf seiner zweiten Missionsreise in diese Stadt gekommen und hatte die ersten Europäer für Christus gewonnen. Der Philipperbrief wurde ungefähr 12 Jahre später geschrieben. Ein Leben echter Nachfolge über Jahrzehnte hinweg kann man nicht machen, das ist die Frucht einer täglichen Gemeinschaft mit Christus.
Ich frage mich manchmal, was ist aus Christen geworden, die ich von früher her kannte? Viele sind immer noch frohe und engagierte Nachfolger Jesu, aber manche haben irgendwann das "Handtuch geworfen" oder sind auf der Strecke geblieben. Schade!
Ich freue mich über jeden, der sich "vom ersten Tag an bis heute" zur Gemeinde hält, weil er Christus liebt und sich mit seinen Glaubensgeschwistern verbunden fühlt.
Günther Hampel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
