Andacht vom 05.03.2009:
Gemeinde bist Du und Ich
Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden... Epheser 3,14.15
Zuweilen haben wir unsere Not mit der Realität der Gemeinde. Da gibt es mancherlei Aktivitäten, aber manchmal einen Mangel an geistlichem Leben. Spannungen und Uneinigkeit treten auf. Dem Bekenntnis zu Christus fehlt mitunter der Beweis im Alltag. Mancher hat sich allmählich - von anderen kaum bemerkt - innerlich von der Gemeinde zurückgezogen.
Da hört man Ältere klagen: "Ja früher ...", und sie wünschen sich eine Wiederherstellung der Vergangenheit. Sie meinen, eine intensivere Verkündigung prophetischer Themen sei das Heilmittel für eine Besserung der Gemeinde. Jüngere dagegen fordern wiederum, verkrustete Strukturen endlich aufzubrechen. Sie sehen die Lösung in neuen Gottesdienstformen, neuen Liedern oder in der Gründung von neuen Gemeinden.
Mancher neigt dazu, die urchristliche Gemeinde allzu sehr als Ideal zu betrachten. Lesen wir im Schreiben des Paulus an die Gemeinde in Ephesus - vor allem in den Kapiteln 4 bis 6 -, so zeigt sich, dass die Gläubigen damals auch mancherlei Probleme hatten, genau so wie wir heute.
Paulus kehrte sie nicht unter den Teppich. Ehe er aber in seinem Brief darauf einging und die Dinge beim Namen nannte, bekannte er: "Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater ..." Er ließ sich nicht enttäuschen von der Wirklichkeit der Gemeinde. Auch er hatte erleben müssen, dass ihn Gemeindeglieder angegriffen und seine aufrichtigen Bemühungen in Zweifel gezogen hatten. Dennoch blieb die Gemeinde für ihn, ungeachtet ihrer Schwächen und Mängel, stets "Gottes Gemeinde" (vgl. 1 Kor 1,2). Das stand für ihn unumstößlich fest. Er liebte die Gemeinde, weil er in ihr den "Leib Christi" erkannte.
Heute vergessen wir oft: Die Gemeinde - das sind nicht die anderen, sondern wir, du und ich. Neue Pläne oder Aktivitäten reichen nicht aus, um anstehende Probleme zu lösen. Zuerst brauchen wir eine geistliche Neubelebung! Für Paulus war deshalb die Fürbitte noch wichtiger als die notwendigen Ermahnungen. Mit seinem Bekenntnis fordert er uns auf, auch ganz konkret für unsere Gemeinde zu beten, in die Christus uns hineingestellt hat.
Manfred Böttcher
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.