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Andacht vom 22.03.2009:

Ein Blick zurück in Zeitraffer

Und gedenke des ganzen Weges, den dich der HERR, dein Gott, geleitet hat diese vierzig Jahre in der Wüste, auf dass er dich demütigte und versuchte, damit kund würde, was in deinem Herzen wäre, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht. 5. Mose 8,2

Dieses Wort wurde zu Mose gesprochen, im vierzigsten Jahr der Wüstenwanderung - kurz vor seinem Tod. Nichts hindert mich daran, meinen bisher zurückgelegten Weg zu bedenken. Jeder Mensch will seinen eigenen Weg gehen oder meint es zumindest. Der eine im Trotz, ein anderer, weil er hofft, an der nächsten Ecke dem großen Glück zu begegnen. Und es dauert lange, bis wir uns fragen, ob es wirklich der eigene Weg ist - ehe wir zugeben, dass wir geführt werden.

Zwischen den beiden Weltkriegen sagte ein Pfarrer in der Thomaskirche zu Leipzig in seiner Predigt: "Nehmen wir an, man hätte von allen entscheidenden Phasen im menschlichen Leben ein paar Meter Film gedreht. Das erste Weinen - denn am Anfang steht der Protest; das erste Lachen; dann lernt der Mensch laufen, bringt das erste Wort zustande. Die Mutter faltet ihm die Hände, er lernt beten und bitten. Er kann noch nicht lesen, noch nicht schreiben, da weiß er bereits, dass es neben der Wahrheit die Lüge gibt. In der Schule begegnet er der Pflicht, der Macht und Übermacht. Er gewinnt den ersten Freund. Er liebt, und es trifft ihn Untreue. Beruf und Ehe erziehen ihn. Er selber fällt in Schuld. Er steigt auf oder versagt. In welcher Zeit würde dieser Film vor unseren Augen und Ohren ablaufen?"

Wenige Minuten nur würde es dauern, und blitzschnell wäre alles erkennbar: die Fehlentscheidungen, Wahn und Torheit; die selbst verschuldete Last; die unnötige Sorge; die Schmerzen, die wir andern zugefügt haben; das wenige Gute. Denn für wen haben wir gelebt? Etwa nur für uns selber?

Abgesehen davon, dass man sich heute nicht immer so sensibel selbst hinterfragt und dass die gesellschaftlichen und religiösen Verhältnisse sehr viel liberaler geworden sind - ich möchte mir diese Fragen ganz bewusst stellen.

Dankbar bin ich, dass Gottes Wort mein Hoffen bestärkt, von IHM geleitet und begleitet zu sein. Und wenn ich des Weges gedenke, den der Herr mich bisher geführt hat, dann bekomme ich Mut für die Zukunft: Mein Leben war, durch Gott, nicht vergeblich. Mit Jesus wird es zum ewigen Leben führen, und schon hier immer mehr gesegnet sein - besonders dann, wenn ich es führe, um anderen den Weg zum Himmel zu zeigen und zu erleichtern.

Albrecht Höschele

Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.

 

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