Andacht vom 18.09.2009:
Falsch verstanden, trotzdem zahlen!
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Matthäus 11,28
Neulich parkte ich auf einem Parkplatz im Stadtzentrum. Als ich schon ein paar Meter gegangen war, hielt ich plötzlich inne, denn ich war unsicher, ob ich für das Parken an dieser Stelle irgendwelche Bedingungen erfüllen müsste. Ich kehrte um. Tatsächlich, da stand ein Schild: "Mit Parkscheibe". Erleichtert, dass ich mich noch daran erinnert hatte, legte ich die Scheibe, auf meine Ankunftszeit eingestellt, unter die Frontscheibe.
Nach einer Weile kam ich zurück und sah, dass ein Strafzettel unter dem Scheibenwischer klemmte. Verwundert und gleichzeitig enttäuscht las ich noch einmal das Schild: "Mit Parkschein". Ich hatte es also falsch wahrgenommen und deshalb mein erstes Strafticket erhalten. Jetzt musste ich Geld bezahlen, nur weil ich geparkt hatte, etwas Wichtiges erledigen musste und im Dunkeln die Informationen des Ordnungsamtes nicht richtig erkannt hatte. Dieses Geld hätte ich für etwas Wertvolleres ausgeben und jemandem eine Freude machen können.
Ich dachte an meinen Vater im Himmel. Bei ihm kann ich jederzeit ankommen. Ohne jegliche Bedingung darf ich meinen Platz einnehmen, egal an welchem Ort. In seiner Gegenwart kann ich verweilen, so lange, wie ich will. Bei ihm bin ich willkommen. Er hält seine Arme stets offen.
Durch diesen Vorfall hat er mir aber auch gezeigt, dass er mich begleitet und immer an meiner Seite ist, vor allem, wenn ich die Konsequenzen meines Handelns tragen muss. Wenn ich nach einer langen, anstrengenden Reise müde und erschöpft nach Hause komme, dann wartet er schon fröhlich auf mich. Mit ihm habe ich mein Ziel erreicht. Mehr als er ist nicht notwendig.
Der Strafzettel ist längst bezahlt. Trotz der damaligen Enttäuschung erinnere ich mich jetzt gerne daran, weil Gott mir durch dieses Erlebnis so viel gezeigt hat, weil er mich mehr und mehr zu sich gezogen hat und ich jetzt weiß, dass ER mein richtiges Zuhause ist. Dankbar "parke" ich jeden Tag aufs Neue bei ihm. Endlich - erfüllt von lauter Freude - bin ich angekommen!
Beatrice Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.