Andacht vom 16.01.2010:
Daneben baute Usiël, der Sohn Harhajas, der Goldschmied. Neben ihm baute Hananja, der zu den Salbenbereitern gehört. Sie bauten in Jerusalem bis an die breite Mauer. Nehemia 3,8
Wenn Werner und Renate von ihrem Hausbau vor etwa vierzig Jahren erzählen, beginnen ihre Augen noch immer zu leuchten. Es fehlte damals im Osten an Geld und Material. Dennoch fingen sie an. Abbruchsteine wurden herangekarrt und der Zement zentnerweise erstanden. Fast alles, was man zum Bauen brauchte, war in der DDR Mangelware. Obwohl die beiden keine Bauhandwerker waren, gelang es ihnen, an einem traumhaften Platz im Erzgebirge ein Haus zu bauen - "klein, aber mein und dazu noch fein". Dafür danken sie seit dieser Zeit Gott jeden Tag.
Unser Andachtswort spricht auch vom Bauen. Unter der Leitung Nehemias bauten rund vierzig Brigaden Freiwilliger die Mauer Jerusalems wieder auf. Bei weitem nicht alle waren vom Fach. In unserem Beispiel werden die Berufe Goldschmied und Apotheker genannt. Was haben die auf dem Bau zu suchen? Mancher mag vielleicht gesagt haben: "Schuster, bleib bei deinem Leisten!" Mauerbau war bestimmt nicht ihre Gabe.
Was mag sie bewogen haben, sich dennoch daran zu beteiligen? Sie liebten ihr Volk und sie liebten Jerusalem. Daher wollten sie nicht abseits stehen. Für zwei Monate ließen sie ihre eigene Arbeit ruhen und packten mit an. Und das alles ohne einen Gabentest! Offensichtlich hatte die Bauleitung ihren Qualifikationsgrad berücksichtigt und wies ihnen einen torlosen Mauerabschnitt zu. Eine glatte Wand würden sie schon schaffen. Sicher gab es einige Anfangsschwierigkeiten, aber wohl bald gewannen sie Freude an der ungewohnten körperlichen Arbeit.
Als der Apotheker Hananja viele Jahre später mit seinen Enkeln an der Stadtmauer entlangging, konnte er sagen: "Kinder, seht, hier hat euer Großvater mitgebaut" und einige Geschichten davon erzählen.
Auch die Gemeinde ist wie ein Bauplatz. Es ist zwar wünschenswert, vorwiegend die Begabten einzusetzen, aber sie werden leider immer rarer. Deshalb sollte die Gemeinde für jeden Helfer dankbar sein, der sich nach besten Kräften einbringt. Schon mancher entdeckte erst als aktiver Mitarbeiter seine verborgenen Gaben und Fähigkeiten Und bei deren Einsatz wurde er froh und gesegnet.
Wilfried Krause
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.