Andacht vom 18.08.2004:
Quellwasser
Denn mein Volk hat eine doppelte Sünde begangen: Erst haben sie mich verlassen, die Quelle mit frischem Wasser, und dann haben sie sich rissige Zisternen ausgehauen, die das Wasser nicht halten. Jeremia 2,13 (Hfa)
Eine deutsche Wochenzeitung schrieb zur religiösen Krise unserer Zeit, man müsse "das begriffstechnische Expertentum den Theologen mit ihren Theolügen entreißen". Die Zeitung bezog sich auf die Gepflogenheit mancher Pastoren, biblische Glaubenslehren in Frage zu stellen. Hatte noch Martin Luther doziert: "Der Glaube ist das Licht, das uns leuchtet, wenn die Vernunft erblindet und zum Narren wird der Verstand", so verfährt man heute gern nach dem Motto: "Man geht nicht mehr ohne Zweifel."
Hinzu kommt, dass derzeit viele Menschen dazu neigen, sich im religiösen Bereich bedingungslos so genannten Fachleuten anzuvertrauen, ohne selbst nach dem richtigen Weg zu suchen. Sehen sie sich dann enttäuscht, schütten sie das Kind mit dem Bade aus. Es ist schon so: Der Glaube hat für jedes Problem eine Lösung, der Zweifel für jede Lösung ein Problem. Nach bestimmten Auslegungsmethoden werden von den oben erwähnten "Experten" ganze Teile der Bibel als Legende bezeichnet. Damit entscheiden Menschen, was zum Verbindlichen gehört und was nicht.Eine gläubige ältere Frau traf auf der Straße ihren Seelsorger und bekannte: "Ich bin so glücklich. Gestern war ich krank, und da las ich im Markus Evangelium: 'Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteil werden.' Also betete ich, der Herr möge mich gesund machen. Jetzt fühle ich mich wieder pudelwohl." Der Pastor runzelte die Stirn. "Wissen Sie, dass dieses Bibelwort gar nicht echt sein soll?" Die Frau war nur ein paar Sekunden lang verdutzt. Dann meinte sie: "Wenn schon das Unechte so hilft, wie muss dann erst das Echte helfen!" Sprach's und ging glücklich davon.
Heinz Schumacher
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
