Andacht vom 19.03.2010:
Du [Gott] hast gefragt: "Wer bist du, dass du meine Weisheit anzweifelst mit Worten ohne Verstand?" Ja, es ist wahr: Ich habe von Dingen geredet, die ich nicht begreife, sie sind zu hoch für mich und übersteigen meinen Verstand. Hiob 42,3 (Gute Nachricht Bibel)
In unseren Gottesdiensten beten wir für die Kranken in der Gemeinde. Wir sind erschüttert und betrübt, wenn wieder jemand unter den Gemeindegliedern, in der Familie oder im Bekanntenkreis von einer schweren Krankheit "erwischt" wird. Krebs, Herzinfarkt oder Depressionen - all das scheint unter Gläubigen genauso häufig vorzukommen wie bei den Menschen, die nicht an Christus glauben. Und manchmal wird ein Kranker nicht wieder gesund; ein geliebter Mensch stirbt.
Wir sind dann sehr traurig und verstehen es nicht. Hin und wieder schreien wir vielleicht zu Gott: "Warum hast du das zugelassen? Warum hat es gerade diesen Menschen getroffen?" Manche sind verzweifelt, hadern mit Gott und ihrem Schicksal.
Das hat auch Hiob getan. Er konnte und wollte das unverständliche Leid nicht akzeptieren, das er erlebt hatte. Er hielt Gott sogar vor, dass ihn das Leid zu Unrecht getroffen hatte. Denn Hiob war sich sicher, dass er ein rechtschaffener und tief gläubiger Mensch war und nach den Geboten Gottes lebte. Das ganze Buch Hiob beinhaltet diese Auseinandersetzung mit der Frage nach der Ursache und der Berechtigung des Leides im Leben eines gläubigen Menschen.
Hiobs Problem war, dass er Gott für den Urheber seines Leidens hielt und nicht den Hintergrund kannte, der uns in den ersten beiden Kapiteln des Buches offenbart wird. Satan hatte Hiob vor Gott verklagt, ihm nur aus selbstsüchtigen Motiven zu dienen. Satan verursachte all das Leid über Hiob, um ihn zur Absage an Gott zu führen (Hiob 1,9-12; 2,4-7).
Gott offenbarte sich Hiob und wies ihn auf seine Größe und Schöpfermacht hin. Das genügte Hiob, um so demütig zu antworten, wie wir gelesen haben.
Auf die Frage nach dem persönlichen Leid im Leben eines Menschen gibt es auch heute keine befriedigende Antwort. Wir wissen nicht, welchen Sinn es hat, dass Gott so viel Böses in dieser Welt zulässt und dem (noch) keinen Einhalt gebietet. Eines aber ist sicher: Wenn wir bei ihm bleiben, auch in den dunkelsten Stunden, wenn wir mit ihm reden und ihm alles vorlegen, was wir nicht verstehen, was uns traurig und zornig macht - dann sind uns sein Verständnis und sein Segen gewiss. Wir können zu Gott ganz offen sein.
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.