Andacht vom 28.05.2010:
Achtet also genau darauf, wie ihr lebt: nicht wie unwissende, sondern wie weise Menschen. Epheser 5,15 (Hoffnung für alle)
Der französische Philosoph Blaise Pascal (1623-1662) schrieb: "Ein jeder prüfe seine Gedanken. Er wird sie alle mit der Vergangenheit oder Zukunft beschäftigt finden. Wir denken fast gar nicht an die Gegenwart; und wenn wir daran denken, dann nur, damit wir aus ihr eine Einsicht erlangen, um über die Zukunft zu verfügen. Die Gegenwart ist nie unser Ziel: Die Vergangenheit und die Gegenwart sind unsere Mittel; die Zukunft allein unser Ziel."
Finden wir uns in dieser Beschreibung wieder? Wir sind doch zukunftsorientierte Menschen und machen uns Gedanken (und häufig auch Sorgen) über die Zukunft: Was muss ich bis ... noch alles erledigt haben? Was unternehme ich am Wochenende? Welches Urlaubsziel suche ich mir für das nächste Jahr aus? Habe ich genug für meine Altersversorgung getan? Wie sicher ist mein Arbeitsplatz? Werde ich im nächsten Jahr noch gesund sein?
Doch allzu oft übersehen wir dabei die Gegenwart, den Tag, an dem wir leben, oder den Menschen, der gerade vor uns steht. In der Gegenwart zu leben bedeutet, den heutigen Tag, den derzeitigen Moment mit seinen Möglichkeiten wahrzunehmen und zu nutzen. Als ein Christ bewusst im Heute zu leben heißt, Gott in alle Situationen des Alltags mit hineinzunehmen und ihn darum zu bitten, uns aufmerksame Sinne zu schenken, und den Menschen, die ich heute treffe, aufmerksam und respektvoll zu begegnen.
Gott hat uns einen neuen Tag geschenkt, damit wir ihn weise, sinnvoll und achtsam gestalten. Das -so denke ich - will uns Paulus mit dem Andachtstext sagen. Wir sollten auch immer wieder prüfen, womit wir uns beschäftigen und was uns kostbare Zeit raubt, die wir besser nutzen könnten oder für anderes dringend benötigt hätten.
Jeder Tag ist auch eine neue Möglichkeit, Gott zu erfahren, sich die Zeit für die Gemeinschaft mit ihm zu nehmen und ihm unsere Pläne und Arbeiten, unsere Nöte und Sorgen anzuvertrauen. Jesus riet uns: "Deshalb sorgt euch nicht um morgen - der nächste Tag wird für sich selbst sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Lasten hat." (Mt 6,34 Hfa)
Gabriele Baur
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
