Andacht vom 12.09.2004:
Semper idem
Seid aber untereinander freundlich. Epheser 4,32
Stell dir in Gedanken drei verschiedene Menschen vor. Wahrscheinlich bist du den jeweiligen Typen schon begegnet. Der erste ist einer mit heruntergezogenen Mundwinkeln und finsterer Miene, ein "Rühr-mich-nicht-an"-Typ. Der zweite steht vor dir als ein höflich lächelnder Mitmensch, dem aber, sobald ihm die berüchtigte Laus über die Leber läuft, alle Gesichtszüge wie bei dem Typ eins entgleiten. Der dritte ist ausgesprochen freundlich und verbindlich und bleibt es auch in plötzlichen Konfliktsituationen.
Sicher gibt es keine Diskussion darüber, welchem von den dreien du gleichen möchtest. Stell dir aber bitte auch die Frage: Welcher bin ich?
"Semper talis" (immer der gleiche) stand auf den Helmen der römischen Legionäre geschrieben. Mit Sicherheit kann man annehmen, dass dieses Wort eine selten erreichte Zielsetzung blieb. Cicero allerdings widersprach mit dem Hinweis auf Sokrates der Behauptung, auch der Weise sei der Betrübnis unterworfen. Die angeblich zanksüchtige Frau von Sokrates, Xanthippe, wusste von ihrem Mann zu rühmen, dass sie ihn stets mit dem gleichen Gesichtsausdruck - "semper idem" (immer derselbe) - habe fortgehen und heimkehren sehen, ruhig und heiter.
Lassen wir die Antike ruhen. Tatsache bleibt: Freundlichkeit ist eine Macht. Japaner studieren sie, Geschäftsleute leben von ihr, Kinder beglücken damit unbewusst Erwachsene. Schade ist, dass Freundlichkeit meistens mehr dem Geldbeutel einer Person als ihr selbst gilt.
Die Quelle echter Freundlichkeit müssen wir woanders suchen. Wir finden sie in der Begegnung mit unserem Herrn. "Schmecket und sehet, wir freundlich der Herr ist." (Ps 34,9) Wie wäre es, wenn wir beide, du und ich, den heutigen Tag zum "Tag der Freundlichkeit" erhöben und darum beteten, dass ihm noch viele solcher Tage folgen?
Felix Schönfeld
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.