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Andacht vom 29.12.2010:

So merkt doch endlich, dass Gott mir Unrecht getan hat. Hiob 19,6a

Eine ungewöhnliche Strafanzeige wegen "Betrugs, Vertrauensbruchs und Korruption" beschäftigte vor einigen Monaten ein Gericht in einer rumänischen Stadt. Ein wegen Mordes verurteilter Straftäter hatte Gott verklagt! "Bei meiner Taufe bin ich einen Vertrag mit dem Beschuldigten eingegangen, der mich vor dem Bösen bewahren sollte", erklärte der 40-Jährige in seiner Anklageschrift. Doch Gott habe den Vertrag nicht wie versprochen eingehalten, obwohl er doch "verschiedene Güter und zahlreiche Gebete" von ihm bekommen habe. Die Staatsanwaltschaft wies die Klage mit der Begründung ab, Gott sei "keine juristische Person" und habe "keine Adresse".

So skurril dieser Fall auch sein mag - ganz unsinnig ist das Anliegen bei näherem Hinsehen nicht. Haben wir nicht auch manchmal das Empfinden, dass Gott sein Wort nicht gehalten und seine Versprechen nicht erfüllt hat? So ermutigend die Verheißungen Gottes in der Bibel auch sind - oft genug bleiben unsere Gebete ohne Antwort und unsere Hoffnungen unerfüllt. Wir wagen es zwar nicht, Gott offen wegen Betrugs anzuklagen, doch insgeheim nagt in unserem Herzen doch der Zweifel an der Verlässlichkeit und Güte Gottes. Obwohl wir fromm über ihn reden, machen wir ihm doch vielleicht insgeheim leise Vorwürfe oder fühlen uns unfähig zum vertrauensvollen Gebet.

In solchen Situationen kann uns Hiobs Erfahrung weiterhelfen. Er machte kein Hehl daraus, dass er sich von Gott im Stich gelassen, verraten und betrogen fühlte. "Ihr müsst doch sehen, dass Gott mir Unrecht tut! Er hat sein Netz rings um mich ausgeworfen", rief er in seiner Verzweiflung aus (Hiob 19,6 NL).

Gott handelt manchmal auf eine Weise, die uns ungerecht erscheint. Das Leben ist oftmals alles andere als fair! Gute Freunde, die Gottes Tun und Lassen mit frommen Argumenten rechtfertigen, machen die Not dann eher noch schlimmer. Hier helfen kein Schönreden und keine Flucht in fromme Phrasen!

Der leidgeprüfte Hiob selbst fand die passenden Worte, die über versteckten Groll und nagenden Zweifel hinausreichen: "Ich weiß, dass Gott, mein Anwalt, lebt! Er spricht das letzte Wort hier auf der Erde. Jetzt, wo die Haut in Fetzen an mir hängt und ich kein Fleisch mehr auf den Knochen habe, jetzt möchte ich ihn sehen mit meinen Augen, ihn selber will ich sehen, keinen Fremden! Mein Herz vergeht in mir vor lauter Sehnsucht!" (Hiob 19,25-27 GNB) Solche Hoffnung wird gewiss nicht enttäuscht. Hiob erfuhr das schließlich (Hiob 42,5).

Rolf J. Pöhler

Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.

 

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