Andacht vom 31.12.2010:
Meine Zeit steht in deinen Händen. Psalm 31,16a
Meine Zeit steht in deinen Händen. Psalm 31,16a
Heute werde ich in einer Gemeinde die traditionelle Jahresschlussandacht halten. Nach fast 60 Jahren im Predigtdienst habe ich einige Erfahrung darin. Folgende Einleitung habe ich mir für dieses Jahr überlegt: "Wir feiern heute an Silvester den Jahrestag eines Papstes."
Silvester I. war der Bischof von Rom (314-335), der angeblich Kaiser Konstantin den Großen durch ein Taufbad vom Aussatz heilte. So jedenfalls steht es in der "Konstantinischen Schenkung", die den Kaiser auch verpflichtete, dem Bischof den Steigbügel zu halten. Hauptinhalt war allerdings die Übertragung der weltlichen Herrschaft über Italien und den westlichen Teil des römischen Imperiums. Jahrhundertelang stützte dieses "Dokument" die Ansprüche des Papsttums auf weltliche Macht, bis es um 1440 von dem deutschen Theologen Nikolaus von Kues und dem Italiener Lorenzo Valla als Fälschung entlarvt wurde.
Die Aussage des amtierenden Papstes: "Der Mensch braucht Gott, sonst ist er hoffnungslos" (Enzyklika "Spe salvi") ist allerdings keine Fälschung. Sie sollte die feste Überzeugung aller Gläubigen sein, die den Wechsel von Zeiten und Jahren meistern wollen. Vor dieser Aufgabe stehen wir heute wieder.
Silvester ist der Tag unseres Kalenders, der uns die Unumkehrbarkeit, die nicht wiederholbare Abfolge des Zeitablaufs zum Bewusstsein bringt. Schade, dass die sinnlose Silvesterknallerei und der Alkoholkonsum vielen Zeitgenossen diese Zeit zu einer heilsamen Bilanz und zur Neuausrichtung des Lebens vernebelten.
David konnte offensichtlich auf einer guten Grundlage den Wechsel von Zeiten und Jahren bewältigen. Er schrieb: "Ich aber, HERR, vertraue dir. Du bist mein Gott, daran halte ich fest! Was die Zeit auch bringen mag, es liegt in deiner Hand." (Ps 31,15.16a Hfa) Seine Bitte war: "HERR, sieh mich freundlich an, denn ich gehöre dir. Hilf mir in deiner Güte!" (V. 17 GNB) Darum können wir auch heute zum Jahreswechsel bitten und um das, was im folgenden Liedtext ausgedrückt ist. Und wir haben allen Grund, Gott zu danken. "Ich will den Herrn loben und nie vergessen, wie viel Gutes er mir getan hat", schrieb David ebenfalls (Ps 103,2 Hfa).
Felix Schönfeld
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.