Andacht vom 18.09.2004:
Das Geschenk
Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als sie alle eingelegt. Lukas 21,3
Die Mutter hat Geburtstag. Die Kinder schauen neugierig zu, wie sie die Geschenke auspackt. Der Jüngste, sechs Jahre alt, wartet gespannt, was sie zu der duftenden Seife sagt. Schon vor zwei Monaten hat er sie gekauft und in schönstem Geschenkpapier eingewickelt. Das Preisschild klebt noch an dem Präsent: 0,49 Euro. Die Mutter übersieht dieses (für Erwachsene peinliche) Versehen und lobt den Duft der Seife. Da sagt der Junge stolz: "Mama, billig war sie auch: nur 49 Cent!" Für die Eltern war das ein unbezahlbares Geschenk - und zugleich eine einzigartige Predigt: Nicht der Preis eines Geschenkes macht seinen tatsächlichen Wert aus, sondern die innere Einstellung des Schenkenden. Ein Präsent im Wert von nicht einmal einem Euro, von der Schwiegermutter überreicht und noch mit Preisschild versehen, würde ganz andere Empfindungen in uns wecken. Die Beziehung zwischen Geber und Beschenktem ist also das Wichtige. Außerdem kommt es auf das Verhältnis von Besitz und Gabe an. Für den Sechsjährigen waren 49 Cent ein Opfer, gemessen am wöchentlichen Taschengeld von einem Euro. Ähnlich war es bei der Witwe im Evangelienbericht. Sie hatte "von ihrer Armut alles eingelegt, was sie zum Leben hatte".
Entscheidend ist immer der Beweggrund, aus dem wir etwas geben. Das Kind hatte aus Liebe geschenkt, nicht um selber etwas darzustellen. Wie wird Gott mein Geben beurteilen, wenn er es mit dem Opfer der Witwe oder dem Schenken des Jungen vergleicht?
Eli Diez
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.