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Andacht vom 18.02.2011:

Der Ehebrecher wartet bis zum Abend und bindet sich die Maske vors Gesicht, damit kein Auge ihn erkennen kann. Hiob 24,15 (Gute Nachricht Bibel)

Nun sind sie wieder vorbei: die "tollen Tage". Die Masken und Kostüme können bis zum nächsten Jahr wieder verstaut werden.

Schade eigentlich, wird vielleicht mancher denken. Mit Maske zu leben ist doch eine tolle Sache: einmal die Welt anders erleben, einmal etwas tun können, was man sonst nicht macht, weil man die eigene Identität verbergen kann. Unsere entfernten Vorfahren dachten übrigens wirklich, sie könnten eine fremde Gestalt annehmen und würden nicht mehr erkannt werden, wenn sie in eine Verkleidung schlüpfen. Ähnlich wie kleine Kinder, die sich hinter ein schmales Bäumchen stellen und dann rufen "Such mich mal!", weil sie denken, wir sähen sie nicht.

Eine Kostümierung ist eigentlich schön, aber eben nur eigentlich. Was nützt es mir auf die Dauer, anders zu erscheinen, als ich in Wirklichkeit bin? Ich hätte Stress mit mir selbst. Wer bin ich nur? Der hinter der Maske oder der, der ich gern sein möchte? Hin und wieder mag es ganz reizvoll sein, aber immer so zu leben? Nein, danke! Am Ende weiß ich nämlich nicht mehr, was Wirklichkeit und was Schein ist, und lebe dann nur noch in der Scheinwelt meiner Träume und Wünsche - weit weg von der Wirklichkeit.

Hinter jeder Maske und jedem Kostüm steckt ein Stück Sehnsucht, endlich einmal anders sein zu können. Und genau das können wir bei Gott. Vor ihm dürfen wir alle Masken fallen lassen, etwa die des Selbstbetrugs, die der geheuchelten Frömmigkeit, die der gespielten Anteilnahme, die der "selbstlosen" Hilfsbereitschaft, die in Wirklichkeit nach Anerkennung giert - oder was wir auch sonst immer darzustellen versuchen.

Wir dürfen bei Gott so sein, wie wir sind, ohne uns verstellen zu müssen. Was würde das auch nützen vor dem, der nicht nur sieht, "was vor Augen ist", sondern uns mitten ins Herz schaut? (1 Sam 16,7b) Vor ihm dürfen wir so sein wie ein Kind, das bei seinen Eltern die Annahme und Fürsorge findet, die es zum Leben braucht. Ohne Gegenleistung. Gott sei Dank!

Johannes Hartlapp

Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.

 

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