Andacht vom 01.10.2004:
Der lahme Hund
Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er's gleichermaßen angenommen, damit er durch seinen Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hat, nämlich dem Teufel. Hebräer 2,14
Amüsiert beobachtet die Verkäuferin den Jungen, der sich an der Scheibe des Zoogeschäftes die Nase plattdrückt. Er kommt herein und legt Geld auf den Ladentisch: "Ich darf mir ganz allein einen Hund kaufen." Aber die Wahl fällt ihm schwer. Soll er den Dackel nehmen, der so einladend mit dem Schwanz wedelt, oder den grauen stolzen Pudel? Da bemerkt er in einer Ecke ein unscheinbares Hundekind und lockt es zu sich.
Die Verkäuferin wehrt ab. "Den nimm doch lieber nicht, er hat ein lahmes Bein." Der Junge schaut sie groß an. "Den will ich haben und keinen anderen!" beharrt er. "Aber warum? Du kannst nicht mit ihm herumtoben. Schau, er hinkt." Da zieht der Junge sein rechtes Hosenbein hoch: Das Bein ist von oben bis unten geschient. Die Verkäuferin begreift. "Also deshalb ..."
Freundschaft - das schließt Verstehen, Sich-Einfühlen ein. Als Gott Mensch wurde, hat er alles Schlechte dieser Welt kennen gelernt. Armut, Einsamkeit, Unverstandensein, Verstoßenwerden und qualvolle Schmerzen sind ihm nicht fremd. Deshalb versteht uns Jesus ganz und gar, mehr noch: Er kann uns wirklich helfen.
Weil er den Tod besiegt hat, kann er uns zu Siegern machen - zu Menschen, die ihre angeborene Selbstsucht überwinden und die aus ihrer Isolation heraustreten in einen erfüllten Dienst für andere.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.