Andacht vom 09.10.2004:
Erweitertes Gesichtsfeld
Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Römer 12,10
Der rote "Golf" blinkt kurz und wechselt auf die linke Fahrspur. Ein Hupsignal, Bremsen quietschen, dann der Aufprall - die linke Fahrspur war leider nicht frei gewesen. Der Fahrer des "Golf" hatte versäumt, einen Blick über die Schulter zu werfen. Blechschaden, Ärger und gute Vorsätze: Beim nächsten Mal schaue ich bestimmt nach hinten!
Rücksicht scheint eine aussterbende Tugend zu sein, nicht nur im Straßenverkehr. Meistens orientieren wir uns nach vorn. Wir möchten möglichst schnell vorwärts kommen? Und doch geht es nicht ohne Rücksicht. Da sind Radfahrer, die man leicht übersieht. Ältere Menschen warten am Straßenrand und möchten auf die andere Seite hinüber. Kinder hüpfen zwischen geparkten Autos plötzlich auf die Fahrbahn, denken nicht an der Verkehr.
Rücksicht kann auch Weitsicht sein oder Voraussicht. Ein kluger Autofahrer denkt voraus. Er ist vorbereitet, wenn die Kolonne in einen Stau gerät.
Rücksicht nehmen heißt realistisch sehen. Dazu muss man konzentriert sein. Man darf nicht träumen. Das gilt für alle Bereiche unseres Lebens.
Gott möchte uns durch sein Wort das Gesichtsfeld weiten, damit wir nicht nur uns selber sehen und unsere Bedürfnisse, sondern auch unseren Nächsten.
Wer Alkohol trinkt, bekommt bekanntlich einen "Tunnelblick", er erkennt nicht mehr richtig, was neben ihm vorgeht. Als Christen wollen wir "nüchtern" sein - nicht nur im Straßenverkehr. Aufmerksam und wach sein, einfühlsam und hilfsbereit, das "trainieren" wir in unserer Gemeinde, damit wir es auch woanders können.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.