Andacht vom 12.10.2011:
Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn ... Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. Jakobus 1,19.22
Viele zwischenmenschliche Konflikte lassen sich auf eine mangelhafte Kommunikation zurückführen. Und eine der größten Schwächen diesbezüglich ist, dass wir nicht richtig zuhören. Dabei liefert bereits die Beschaffenheit unseres Körpers einen guten Anhaltspunkt: zwei Ohren, nur ein Mund!
Was würden wir alles dafür geben, manchen vorschnell abgeschossenen "Pfeil" zurückzuholen, bevor er sein Gift verbreitet, Seelen verletzt, irreparable Schäden anrichtet! Hätten wir doch länger oder besser zugehört, oder uns eine Bedenk- bzw. Gebetspause erbeten ...
Mit Selbstbeherrschung allein ist es nicht getan, denn die Worte befördern nur etwas zutage, was zuvor in uns war: in unseren Köpfen oder unseren Herzen. Sich auf die Zunge zu beißen ist nur eine (letzte) Notlösung. Viel besser wäre es, wenn das an unserem Denken und Fühlen in Ordnung käme, was uns hindert, in der Gesinnung unseres Vorbildes Jesus Christus zu reden und zu handeln. Unser Denken und Fühlen kann aber nur der Heilige Geist erneuern (Hes 36,26) - wenn wir ihn ernsthaft darum bitten und ihn bewusst wirken lassen.
Jakobus ist ein sehr lebensnaher Schreiber: Allein zuhören ist nicht alles, insbesondere, wenn es um das Hören auf Gott geht - beispielsweise durch sein Wort. Jakobus sprach die "Hörer" bewusst an, weil es damals, bevor die Bibel in Massen schriftlich verbreitet werden konnte, fast nur Hörer des Wortes Gottes gab. Heute würde er möglicherweise schreiben: Seid Täter des Wortes und nicht nur Leser und Hörer, Prediger und Schreiber allein.
Heute vor zwei Jahren wurde ein Pfarrer in den USA bestohlen, während er auf der Kanzel eine Predigt über Barmherzigkeit hielt. Ein Pärchen entwendete aus dem Kirchenbüro seine Aktentasche mit der Geldbörse, dem Autoschlüssel und einem tragbaren Computer. Noch während der Predigt kaufte das Diebespaar mit seiner Kreditkarte für umgerechnet 1500 Euro ein. Hier das zu praktizieren, sich nicht im Ton zu vergreifen, stelle ich mir in solch einem Fall recht schwer vor!
Herr, gib mir die richtigen Worte, gib mir den richtigen Ton! Öffne meine Ohren für dein Reden und für den wortlosen Hilfeschrei meiner Mitmenschen! Hilf mir, zur rechten Zeit und in deinem Sinne zu reden und zu handeln!
Elí Diez-Prida
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.