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Andacht vom 13.11.2011:

Sei nicht allzu gerecht und allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest. Prediger 7,16

Dies ist eine überraschende Aussage der Bibel, die uns zu gerechtem und weisem Handeln auffordert. Ungerechtigkeit stört unser Zusammenleben und es gilt, alle Weisheit einzusetzen, um untereinander den Frieden zu wahren. Unser Andachtswort steht nicht im Widerspruch dazu, sondern beschreibt vielmehr unseren persönlichen Maßstab im Umgang miteinander.

"Allzu gerecht" zu sein meint, an allem und jedem etwas auszusetzen zu haben. Auch an der besten Sache und Tat lässt sich noch ein Haar in der Suppe finden, wenn jedermann und alles am eigenen Maßstab gemessen wird. "Allzu weise" bin ich dann, wenn nichts ohne meinen Kommentar und meine Korrektur geschieht, wenn ich alles immer schon vorher gewusst habe und meinen Rat immer regelrecht aufdränge. Wohl uns, wenn wir uns nicht in dieser Rolle wiederfinden. Den anderen würden wir keinen Gefallen tun und uns selbst am Ende auch "zugrunde richten". Allzu große Gerechtigkeit macht selbstgerecht. Allzu große Weisheit endet in Überheblichkeit. Zugrunde richten wir uns dadurch, dass wir uns auch an unserem eigenen Maßstab messen lassen müssen. An einer Norm, die wir selbst hochgeschraubt haben. Wehe uns, wenn wir bei einer Ungerechtigkeit oder einer Torheit ertappt werden! Wie könnten wir dann mit Verständnis oder Nachsicht rechnen?

Am schlimmsten aber leidet der "allzu Gerechte" letztendlich an sich selbst. Sein hoher Anspruch lässt ihn vor sich selbst meistens unvollkommen erscheinen. Selten ist er mit sich und dem, was er tut, zufrieden. Er wird seinen eigenen Ansprüchen nie gerecht werden. Am Ende hat er mit sich selbst und anderen ständig Probleme.

Somit ruft uns dieser Bibeltext weder zur Ungerechtigkeit noch zur Dummheit auf. Er möchte uns vielmehr Lebenshilfe sein im Umgang mit unseren Familienangehörigen, Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen. Wir leben von der Gnade, Güte und Vergebung Gottes. Er vergibt uns unser Versagen, unsere Fehler und Schwächen, und hilft uns täglich wieder neu auf und zurecht.

Wirkliche, göttliche Weisheit hilft uns zur Nachsicht, zur Ermutigung, aneinander zu verzeihen. Helfen statt kritisieren schafft Freunde und Freude und verbindet uns miteinander.

Gerd Dreiling

Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.

 

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