Andacht vom 24.10.2004:
Dennoch Glauben
Aber die Kriegsleute der Aramäer waren ausgezogen und hatten ein junges Mädchen weggeführt aus dem Lande Israel; die war im Dienst der Frau Naamans. Die sprach zu ihrer Herrin: Ach, dass mein Herr wäre bei dem Propheten in Samaria! Der könnte ihn von seinem Aussatz befreien. 2. Könige 5,2.3
Ich weiß nicht, wie alt dieses Mädchen war, das als Kriegsbeute nach Syrien kam. Vielleicht war sie siebzehn, und - wie ein alter Schlager beginnt - "mit siebzehn hat man noch Träume". Eins allerdings scheint mir sicher: von einem Leben als Sklavin in einem heidnischen Land wird sie nicht geträumt haben. Freilich hätte sie sich sagen können: Wenn es einen Gott gibt, dann darf der so etwas nicht zulassen.
Sie hätte ihren Glauben an den Nagel hängen können, aber gerade das tat sie nicht. Im Gegenteil, das Mädchen war überzeugt von der Existenz Gottes und hörte nicht auf, ihm zu vertrauen.
Wie viele sind in einem gläubigen Elternhaus groß geworden, haben aber später ihren Glauben aufgegeben. Manche meinen dafür triftige Gründe zu haben. Sie sagen: Gäbe es einen Gott, dann dürfte dies und das in meinem Leben nicht passiert sein.
Das Mädchen in unserem Text hielt an ihrem Glauben fest, ja ihr Glaube berührte andere. Sie muss wohl im Ruf der Wahrheitsliebe gestanden haben, andernfalls hätte man ihre Worte über den Propheten als ein Märchen abgetan.
Zudem war das Mädchen in der Lage, sogar als Sklavin ihrem Gebieter Liebe zu erweisen. Sie hätte sich auch denken können: Was interessiert es mich, ob mein Herr Aussatz hat! Soll er doch daran zugrunde gehen! Ich bin nur Sklavin in diesem Haus. Aber so dachte das Märchen nicht. Sie nahm Anteil am Ergehen ihres Herrn.
Ich wünschte, dass wir solchen Glauben hätten wie dieses Mädchen, von dem wir nicht einmal den Namen wissen. Und ich wünschte, dass wir Menschen sind, die in jeder Situation an Gott festhalten und deren Glaube in liebevollem Handeln sichtbar wird.
Thomas Marschner
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
