Andacht vom 25.10.2004:
Nur in guten Zeiten?
Herr, wenn Trübsal da ist, so suchen wir dich; wenn du uns züchtigst, sind wir in Angst und Bedrängnis. Jesaja 26,16
Es ist doch sonderbar: Wenn es dem Menschen gut geht, fragt er kaum nach Gott. Da ist Gott für ihn weit entfernt, unerreichbar, wirklichkeitsfremd. Wenn aber eine Zeit kommt, die dem Menschen durch Krankheit, einen Todesfall in der Familie oder schwere Enttäuschungen Kummer bereitet, dann beginnt er, nach Gott zu fragen.
Das geht - in abgeschwächter Form - auch dem Gläubigen so. In einer Phase, in der alles glatt läuft, alles unseren Wünschen entspricht, sich uns keine Not in den Weg stellt, wird die Verbindung zu Gott locker; die Gebete werden inhaltslos und sind oft nur noch Gewohnheit. Daher könnten wir eigentlich dankbar sein, wenn für uns eine Zeit der Trübsal kommt. Denn dann reden wir wieder mit unserem Herrn, ringen um Gnade und Kraft, fühlen uns von IHM abhängig.
Sich abhängig wissen von Gott aber macht stark, weil man sich nicht mehr auf sich selbst verlässt, sondern auf Gottes Hilfe. Trübsal kann nicht nur, sondern soll uns zum Segen werden.
Auch züchtigen muss uns der Herr manchmal, weil wir ihm aus der Schule laufen oder unseren Willen über seinen stellen.
In unserem Andachtswort heißt es: "So suchen wir dich." Dieses Suchen ist wie das angstvolle Suchen eines Kindes nach seiner Mutter, die es gestraft hat. Wenn es nur nicht bei diesem ängstlichen Rufen und Suchen bliebe! Besinnen wir uns, weshalb Gott züchtigt, und ändern wir unser Leben entsprechend!
Wenn wir nach Jahren zurückblicken, werden wir erkennen, wie wohlwollend Gott es mit uns gemeint hat. Vergessen wir also selbst in der Trübsal nicht das Danken!
Esther Wurlf
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.