Andacht vom 12.11.2012:
Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden. 2. Timotheus 4,3
"Also lautet der Beschluss, dass der Mensch was lernen muss", schrieb Wilhelm Busch, als 1865 die Schulpflicht eingeführt wurde. Nicht nur in der Schule müssen wir lernen, sondern ein Leben lang. Alle Wissenszweige sind in Lehrbüchern beschrieben. Auch die Bibel enthält über weite Strecken Lehren, "heilsame Lehre". Doch biblische Lehre, griechisch "Dogma", löst heute bei vielen Menschen Unmut aus.
Der Philosoph Ludwig Feuerbach war der Meinung: "Das Dogma ist ausdrückliches Verbot, selber nachzudenken." Doch die biblische Lehre ist von fundamentaler Bedeutung, nicht nur für unseren Verstand, sondern vor allem für unser Leben im Alltag.
Die Bergpredigt müsste eigentlich "Berglehre" heißen: "Als Jesus diese Worte vollendet hatte, da erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hatte." (Mt 7,28.29 EB)
"Heilsame Lehre" ist alles, was Gott uns in seinem Wort zu unserem Heil offenbart hat. In gewissem Sinn hat Feuerbach Recht. Wie wir durch Christus erlöst werden, wie wir vor Gott heil werden, können wir niemals durch Nachdenken herausfinden. "Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist" -nämlich Jesus Christus -, das "hat Gott offenbart durch seinen Geist." (1 Kor 2,9.10) Wir können uns die heilsame Lehre nicht ausdenken, wohl aber ein Leben lang darüber nachdenken und immer tiefere Erkenntnisse zu unserem Heil entdecken.
Die Britin Dorothy L. Sayers hat in Das größte Drama aller Zeiten erklärt: "Man versichert uns dauernd, die Kirchen seien darum so leer, weil die Predigten zu viel Gewicht auf die Lehre legten: auf das ,langweilige Dogma', wie man zu sagen pflegt. Man lasse mich einmal sagen, dass genau das Gegenteil wahr ist; es ist die Vernachlässigung des Dogmas, die die Predigten so langweilig macht. Der christliche Glaube ist das aufregendste Drama, das der menschlichen Einbildungskraft je geboten wurde. Wenn wir das in den Glaubensbekenntnissen der Kirche klar bezeugte Drama langweilig finden, dann haben wir diese erstaunlichen Schriftstücke entweder nie wirklich gelesen oder aber so oft gedankenlos rezitiert, dass wir alle Empfindungen für ihren Sinn verloren haben."
Joachim Hildebrandt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.