Andacht vom 28.11.2004:
Der Durstlöscher
Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Johannes 7,37
Ausgerechnet auf dem Höhepunkt des Laubhüttenfestes, der Feier der Weinlese, ruft Jesus nach dürstenden Menschen. Auf die heutige Zeit übertragen, war dieses Fest eine Art Kirmes. Der Durst der Anwesenden ist schon gestillt. Hat sich Jesus etwa im Zeitpunkt seiner Einladung vertan?
Ehe dieses traditionelle Erntefest in seinen heiteren Teil überging, feierte man im Tempel Gottesdienst, um sich an die wunderbare Befreiung Israels aus der Knechtschaft und an die Erquickungen auf den Durststrecken in der Wüste erinnern zu lassen. Es waren also sowohl die religiösen Bedürfnisse befriedigt als auch die trockenen Kehlen genetzt.
Der falsche Zeitpunkt? Jesus blickt tiefer. Er weiß, dass den Menschen gerade dann, wenn er seine Ziele erreicht hat und er satt zu sein schein, stärker als sonst eine große Leere bedrückt. Geht es nicht manchem so, dass er Durst in sich verspürt und nicht weiß, wonach?
Jesus hatte absichtlich den Augenblick der Sattheit gewählt, um die Frage nach dem Durst zu stellen. Auch wenn der Volksmund sagt, dass Durst schlimmer als Heimweh sei, so macht Jesus hier klar, dass "Durst" nur ein anderes Wort für ungestillte, quälende Sehnsucht ist. Und Jesus bietet etwas absolut Sicheres gegen diesen Durst an: sich selbst, sein Wort.
Dieses Angebot gilt auch uns. In unserer Welt der Angst, in der die Mächte des Erstickens und Verstummenlassens immer stärker werden, in der die Gleichgültigkeit des Wohlstandsmenschen regiert und wir auf der Landkarte das Vordringen des Antichristen verfolgen können, will uns Jesus Christus von unserem Durst und unserem Unwohlsein erlösen.
ER will uns froh und getrost machen, dich und mich, heute und morgen und trotz allem.
Beate Strobel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.