Andacht vom 20.12.2012:
Steh auf, werde licht! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des HERRN ist über dir aufgegangen! Jesaja 60,1 (Elberfelder Bibel)
Nur wenige Tage noch, dann ist Weihnachten da! Mit welch einer Spannung erwarteten wir Kinder früher den Heiligen Abend! Bis dann endlich die Tür zum Wohnzimmer geöffnet wurde, wo die Eltern ein kleines (für uns großes) Märchenreich bereitet hatten. Der Aufforderung "Steht auf, kommt und lasst euer Gesicht vor Freude strahlen!" hätte es sicher nicht bedurft.
Der Prophet Jesaja schrieb unser Andachtswort wohl in einer dunklen Zeit: Die Assyrer standen vor Jerusalem. (Den wundersamen Ausgang der Bedrohung finden wir in Jesaja 37,36-38.) Es war ähnlich wie 1945. Wir hörten schon den Kanonendonner und ahnten: Bald wird Schreckliches über uns hereinbrechen. Es waren finstere Tage. Viele verloren ihr Vertrauen in Gott, viele den Lebensmut.
Die Weihnachtsbotschaft ist eine Botschaft, die uns Vertrauen in Gott einflößt. Zwar glaubt der überwiegende Teil der Menschheit irgendwie an einen Gott und der Atheismus ist seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime auf dem Rückzug; aber viele sehen in Gott eher eine rätselhafte Schicksalsmacht, für uns unerreichbar. Das ist ein Gottesglaube, der alles nur noch schlimmer macht, denn man bleibt allein mit dem Rätsel des Leides und des Bösen. Weihnachten aber sagt uns: Gott ist aus dem Dunkel herausgetreten, er ist Mensch geworden und mitten unter uns, - und er hat sich für uns am Kreuz geopfert. Damit wurde der Böse besiegt und das Böse und der Tod werden ausgerottet, wenn Jesus kommt. Hoffnung ist da! Das Licht ist aufgegangen.
Viele fragen heute nach dem Sinn der Geschichte und dem persönlichen Lebenssinn. Manche Philosophen bieten uns einen zweifelhaften Trost: "Übe dich darin, die Sinnlosigkeit auszuhalten!"
Das deutsche Wort "Sinn" hatte ursprünglich die Bedeutung "Weg". Und tatsächlich: Wer keinen Sinn mehr sieht, der weiß keinen Weg. Sinnlos ist weglos. Mancher kennt das schöne Lied: "Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl; das macht die Seele still und friedevoll." (Wir loben Gott, Nr. 270) Wir könnten auch singen: "Weiß ich den Sinn auch nicht, du weißt ihn wohl." Oft vermögen wir keinen Sinn zu erkennen. Verzweifelt fragen wir: "Warum? Warum das jetzt?" Doch der letzte Sinn ist da: Er liegt bei Gott, und eines Tages werden wir diesen Sinn auch erkennen. Und wir werden Gott danken.
Dieter Leutert
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.