Andacht vom 22.02.2013:
Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Matthäus 6,16
Heute, am Aschermittwoch, beginnt in den Volkskirchen wieder die Fastenzeit. Doch nicht nur fromme Menschen fasten; viele vernünftige Zeitgenossen üben eine Weile Verzicht, weil sie zeigen möchten, dass sie auch "ohne" etwas Bestimmtes auskommen. Verbreitet sind der Verzicht auf Alkohol und Nikotin (so manchem wird in dieser Zeit seine Sucht bewusst), Fleisch oder Süßigkeiten. Manche verordnen sich auch Fernsehabstinenz oder eine Zeit der Ruhe und Einkehr. So gestalten viele ihre persönliche Fastenzeit.
Fasten spielte bei den Juden zur Zeit Jesu und in der gesamten Kirchengeschichte eine große Rolle. Jesus sagte, dass Fasten kein Verdienst vor Gott darstellt. Man solle nicht fasten, um sich "vor den Leuten zu zeigen". Gott hat nichts davon, wenn Menschen als religiöse Übung fasten. Doch grundsätzlich ist das auf die richtige Weise geübte Fasten eine wunderbare Sache, eine Erfrischung für Leib und Seele, wie es Dr. Helmut Lützner in dem klassischen Fastenratgeber Wie neugeboren durch Fasten beschreibt.
Ich selbst bin seit Jahren ein begeisterter Fastenanhänger und lege immer mal wieder einige Trinktage ein. Unser Körper kann wunderbar nur von Flüssigkeit leben (davon braucht er beim Fasten reichliche Mengen) und dabei voll leistungsfähig bleiben. Man fühlt sich während des Fastens sogar leistungsfähiger als sonst, da der Körper 30 Prozent seiner Energie einspart, die er sonst für die Verdauung benötigen würde. Legendär sind "Fastenmärsche", bei denen die Fastenden Strecken von über 50 Kilometern in zehn Tagen zurücklegten und dabei voll fit waren.
Jeder erfahrene Fastende weiß, wie köstlich der Apfel zum Fastenbrechen schmeckt und wie herrlich ein einfaches Salatblatt! Die positiven Ergebnisse des Fastens wirken eine ganze Weile nach: erhöhte körperliche Leistungsfähigkeit, ein paar Kilo Gewichtsabnahme (das ist aber nicht die Hauptsache), mehr Gelassenheit und innere Ruhe und ein besserer Umgang mit dem Essen überhaupt. Eine wunderbare Erfahrung! Es lohnt sich, sie einmal auszuprobieren - heute zu Beginn der Fastenzeit oder zum individuell passenden Zeitpunkt.
Heidemarie Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.