Andacht vom 08.12.2004:
Schmelzpunkt
Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Jesaja 60,1
Wenn die Sonne scheint, schmilzt das Eis. Das ist selbstverständlich und im Frühjahr so alltäglich, dass kaum jemand diesem Vorgang Beachtung schenkt. Jeder von uns weiß das. Warum lassen wir diese Regel aber außer Acht im täglichen Zusammenleben? Unzählige Menschen sind "vereist". Ein frostiges Lächeln liegt auf den Gesichtern von Enttäuschten, kalt und hart sind viele Worte. Mit eiskalter Berechnung bringt mancher einen anderen zu Fall.
Trotz höflicher Redensarten gleichen weite Strecken unseres mitmenschlichen Daseins einer verschneiten Landschaft, in der nichts grünt und blüht. Wo Straßen vereist sind, kommt keiner voran. Der eine gerät ins Rutschen, der andere sitzt fest und blockiert den Weg - und das nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch im Privatleben, in den Beziehungen miteinander oder im Umgang innerhalb der Gemeinde.
Und doch würde auch hier das Eis schmelzen, wenn die Sonne schiene! Wenn die Herzenssonne freundlich lacht, wird das dankbar wahrgenommen. Welch ein Irrtum zu meinen, auf einen groben Klotz gehöre ein grober Keil! Neuer Frost kann nur das Eis vermehren. Nie bringt neue Feindschaft alte Feindschaft zu Ende. Wenn wir es aber einmal mit dem Gegenteil versuchen, also eine offensichtliche Niederträchtigkeit mit Hilfsbereitschaft, Feindschaft mit Liebe beantworten, werden wir eine Überraschung erleben. Das Eis schmilzt. Der Gegner ist entwaffnet.
Das ist die uralte, aber immer wieder frohmachende Botschaft von Jesus Christus, dem Licht dieser Welt. Er und sein Wort sind die heilende Kraft. Jesus ist auf unsere Erde gekommen und hat uns vorgelebt, was es bedeutet, Licht zu sein. Nur die lebendige Gemeinschaft mit IHM kann die Sehnsucht der Menschen nach Wärme stillen. Heute ist ein Tag, an dem wir sein Licht widerspiegeln dürfen.
Reinhard Gelbrich
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
