Andacht vom 17.04.2013:
Jesus aber sprach zu ihm: "... Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Matthäus 22,37a.39
Wenn ich mein eigener Nächster wäre ... Wenn ich mein eigener Nächster wäre, würde ich mich zum Beispiel mehr loben. Sätze wie "Das hast du gut gemacht!" oder "Du schaffst das schon!" oder auch "Auf dich kann man sich verlassen!" lösen bei mir regelrechte Motivationsschübe aus. Ich fühle mich anerkannt, gebraucht, geschätzt. Das Leben sieht plötzlich viel schöner aus und ich habe mehr Freude an meinem Tun.
Wenn ich mein eigener Nächster wäre, würde ich mich öfter einmal um einen Gefallen bitten. Ich bin nämlich gern bereit, irgendwo einzuspringen, mag mich aber nicht anbieten. Ich würde mich fragen, ob ich einmal bei der Autoreparatur helfen dürfte. Immerhin kenne ich mich darin gut aus. Oder ich würde mich fragen, ob ich einmal die Näharbeiten sehen dürfte. Ich nähe gut und gerne, aber es ist schon lange her, dass mich jemand danach gefragt hat.
Ich würde mich auch öfter einmal anrufen. Ich habe zwar viel zu tun und bin froh, wenn ich einen Abend frei habe. Aber ich telefoniere gern. Selbst traue ich mich nicht, jemanden anzurufen, den ich noch nicht so gut kenne, aber ich fände es großartig, manchmal angerufen zu werden. Dann würde ich gerne reden, mich verabreden oder auch meine Hilfe anbieten.
Wenn ich mein eigener Nächster wäre, würde ich etwas mehr Zeit für mich haben. Ich würde mich öfter besuchen, auch einmal was mit mir unternehmen. Und vor allem: Ich würde besser zuhören. Was ich nicht leiden kann, ist gedankenloses Gerede. Und wenn jemand schon einmal was von sich erzählt, wird nicht richtig hingehört. Ich würde aufmerksam und achtsam mit mir umgehen.
Wenn ich mein eigener Nächster wäre, würde ich genau so handeln, wie ich auch behandelt werden möchte. Das riet uns auch Jesus (siehe Mt 7,12).
Ja, wenn ich mein eigener Nächster wäre, würde ich mich so lieben, wie ich mich liebe. Dann müsste ich nicht auf die komische Idee kommen, mir selbst der Nächste sein zu wollen.
Roland E. Fischer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.