Andacht vom 22.06.2013:
Seht euch die Vögel an! Sie säen nichts, sie ernten nichts und sammeln auch keine Vorräte. Euer Vater im Himmel versorgt sie. Meint ihr nicht, dass ihr ihm viel wichtiger seid? Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr doch euer Leben um keinen Augenblick verlängern. Matthäus 6,26.27 (Hoffnung für alle)
Ich bin dabei, die letzten Vorkehrungen für meinen lang ersehnten Urlaub zu treffen. "Hoffentlich habe ich auch alles eingepackt und nichts vergessen!" Weil wir nicht mit dem Auto reisen und nur wenig Gepäck mitnehmen können, wird das Packen minuziös geplant. Welche Bücher, welche DVDs, welche CDs soll ich mitnehmen? Soll der Computer auch noch mit? Vielleicht könnte ich ja anfangen, an meinem Buchprojekt zu arbeiten, wofür ich ja sonst keine Zeit habe.
Was mache ich da eigentlich? Könnte es sein, dass ich gerade dabei bin, mich des letzten Gramms Lebenskunst und Spontaneität zu berauben, wozu es in meinem vollgepackten Alltag ohnehin keinen Platz mehr gibt? Wenn es nicht mehr einmal im Urlaub Freiraum für Überraschungen, spontane Begegnungen oder Nichtstun gibt, bei dem ich einfach mit mir und meinen Gedanken alleine bin, einfach existiere ... Muss ich mir auch noch im Urlaub meine Existenzberechtigung verdienen oder darf ich einfach im Bewusstsein der Gegenwart und der Kindschaft Gottes anhalten und nichts tun?
Wer möchte da nicht für ein paar Tage mit einem sorglosen Spatzen, der von der Kralle in den Schnabel lebt und Sonne, Wind und Meer genießt, die Rollen tauschen? Angeblich sagt die eigene Fähigkeit zu genießen einiges über den eigenen Seelenzustand aus.
Herr, nimm mir die Angst vor Unvorhergesehenen, die Angst mir selbst und dir zu begegnen. Lehre mich wieder staunen, mich über Unscheinbares zu freuen, mich selbst nicht so ernst zu nehmen. Hilf mir über mich selbst zu lachen und dich an ungeahnten Orten zu finden. Vor allem, hilf mir, die Stille und die Ruhe des Nichtstuns auszuhalten, damit du zu mir sprechen kannst.
Die Erfüllung dieses Gebets wünsche ich dir, auch wenn du in den kommenden Tagen nicht in den Urlaub fährst.
Christian Frei
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
