Andacht vom 16.08.2013:
Geh und verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen, dann wirst du einen Schatz im Himmel haben. Danach komm und folge mir nach. Markus 10,21 (Neues Leben)
Wenn wir an einer Tankstelle stehen und erneut die Preise gestiegen sind, merken wir, wie sehr wir vom Öl abhängig sind. Aber nicht nur unsere Mobilität mit Auto, Bahn oder Flugzeug benötigt Öl, sondern es steckt ebenso in zahlreichen Kunststoffprodukten und Medikamenten. Öl ist ein Lebenselixier, ohne Öl wäre unser modernes Leben nicht denkbar. Der Umweltexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker behauptet sogar, dass "der Ausstoß von Kohlendioxid [durch Verbrennung u. a. von Öl] weltweit als einer der zuverlässigsten Wohlstandsindikatoren" gilt.
Diesen Wohlstand zu vermehren oder mindestens zu halten scheint weltweit fragwürdig zu sein. Im Durchschnitt verbraucht jeder Einwohner der USA ca. 25,16 Barrel (1 Barrel = 159 Liter, also genau 4000 Liter) Öl pro Jahr, in China 2,14 und in Indien 0,94 Barrel. Wenn diese beiden Länder das Niveau des Westens erreichen wollen, gehen die Erdölvorräte schnell zur Neige. Der Preis dafür ist die rigorose Ausbeutung der Natur, ohne auf die Folgen zu achten. Deshalb ist es wichtig, sich neu zu besinnen. Ein "immer weiter so" oder ein "immer mehr" wird zum wirtschaftlichen Zusammenbruch führen.
Ein deutliches Umdenken ist gefragt und das bedeutet einen Paradigmenwechsel im Lebensstil: Weg von Wohlstandsmehrung und Wachstumszwang hin zur Entschleunigung, Nachhaltigkeit und Vereinfachung des Lebens. Ob das möglich ist?
Jesus war radikal, wenn es um Veränderungen ging. Nicht ein wenig Lebensveränderung oder das Halten eines weiteren Gebotes forderte er vom reichen jungen Mann in unserem Andachtstext, sondern eine grundlegende Neuausrichtung seines Denkens und Lebens mit dem Ziel, das ewige Leben zu erlangen.
Etwas aufzugeben, um Besseres zu erlangen. Entlastet zu werden, von den Dingen, die binden, hin zu einem Leben, das innerlich frei macht. Durch Christus und seinen Geist ist das möglich. Eine solche Haltung ist auch notwendig, wenn es darum geht, mit den Ressourcen dieser Welt verantwortlich umzugehen. Kleine Veränderungen helfen dabei nicht weiter.
Auch wir sind herausgefordert, in unserem Glaubensleben wie in den Dingen des Alltags zu fragen, wo wir unser Handeln oder Denken von Grund auf verändern müssen. Reformation ist angesagt.
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.