Andacht vom 13.09.2013:
Richtet eure Gedanken auf das, was schon bei euren Mitmenschen als rechtschaffen, ehrbar und gerecht gilt, was rein, liebenswert und ansprechend ist, auf alles, was Tugend heißt und Lob verdient. Philipper 4,8b (Gute Nachricht Bibel)
Der Psychologe John Bargh von der US-amerikanischen Eliteuniversität Yale wollte in den 1990er-Jahren herausfinden, wie kurze, unterschwellige Reize das menschliche Verhalten beeinflussen. Dabei ging es nicht um die Frage, ob durch heimliche Werbebotschaften in Kinofilmen Menschen zum Kauf eines bestimmten Getränks angeregt werden können (diese in den Fünfzigerjahren durchgeführten Experimente haben sich als wirkungslos erwiesen; die behaupteten positiven Ergebnisse waren eine Fälschung), sondern um das Verhalten von Menschen Anderen gegenüber.
John Bargh legte seinen Versuchspersonen einen Sprachtest vor, ohne dass sie eine Ahnung hatten, worum es in Wirklichkeit ging. Die Sätze, die sie zusammenstellen sollten, enthielten Wörter wie "dreist", "ärgerlich" oder "unverschämt". Nachdem sie die Aufgabe erledigt hatten, bat man sie in einen Nebenraum, wo ein Gespräch mit anderen Versuchsteilnehmern stattfand. Zwei Drittel der Kandidaten mischten sich sofort und ungefragt in die laufende Unterhaltung ein. Hatte man sie aber zuvor mit Wörtern wie "Respekt", "zuvorkommend" oder "höflich" eingestimmt, störte nur ein Sechstel von ihnen.
Dieses Untersuchungsergebnis unterstreicht die obige Aussage des Paulus auf erstaunliche Weise. Wenn selbst kurze unterschwellig empfangene Reize (wie beispielsweise die negativen Worte in dem erwähnten Sprachtest) unser Verhalten beeinflussen, dann ist es nicht egal, womit wir uns beschäftigen.
Paulus riet Christen, sich positiven Reizen auszusetzen. Im größeren Zusammenhang geht es in diesem Abschnitt des Philipperbriefes um die Freude und den Frieden, den wir durch Gott empfangen. Offenbar wirken negative Reize - aufgenommen beispielsweise durch fragwürdige Lektüre oder Filme, abfälliges Reden über andere Menschen, Fluchen oder Beleidigungen - dem Frieden und der Lebensfreude entgegen. Die Gegenmittel liegen auf der Hand: Freundlichkeit, aufbauende, lehrreiche oder entspannende Bücher und Filme, eine positive Grundhaltung anderen Menschen gegenüber, Fairness und Akzeptanz.
Wir können es ja heute einmal damit bewusst versuchen.
Thomas Lobitz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.