Andacht vom 18.09.2013:
Saul wählte 3000 Elitesoldaten aus ganz Israel aus und machte sich auf die Suche nach David und seinen Leuten. Als sie bei den eingezäunten Schafweiden in der Nähe des Steinbockbergs vorbeikamen und eine Höhle fanden, ging der König hinein, um seine Notdurft zu verrichten. Ausgerechnet im hintersten Winkel dieser Höhle hatten David und seine Männer sich versteckt ... Da schlich sich David nach vorne und schnitt unbemerkt einen Zipfel von Sauls Mantel ab. 1. Samuel 24,35 (Hoffnung für alle)
Das Leben des Königs David war reich an Höhen und Tiefen. Und manchmal lagen diese dicht beieinander. Es war noch gar nicht lange her, dass er als Hirtenjunge mit einer Steinschleuder den Riesen Goliath besiegt hatte. Ein Teil der Belohnung war die Hand der Tochter von König Saul gewesen. Aber jetzt war er auf der Flucht vor seinem Schwiegervater, der ihn wegen seiner militärischen Erfolge beneidete und als möglichen Thronräuber fürchtete. Damit war David in einer ganz neuen Situation: Gegen den Riesen hatte er gekämpft und gesiegt, aber gegen den von Gott eingesetzten König wollte er nicht kämpfen. So blieb ihm nur die Flucht.
Wenn man von einem König mit 3000 Soldaten gesucht wird, sollte man sich normalerweise möglichst weit von den Verfolgern fernhalten. Das tat David auch, aber in dieser Situation blieb er nicht hinten in der Höhle. Statt passiv abzuwarten und zu hoffen, dass er nicht entdeckt wurde, schlich er sich zu dem ahnungslosen König - jedoch nicht, um ihn zu töten, sondern um ihm einen Zipfel von seinem Mantel abzuschneiden. Welch eine geniale und kreative Lösung für sein Problem! So konnte er dem König beweisen, dass er nicht sein Feind war, denn er hatte Sauls Leben verschont. In gewisser Weise war dies Davids größter Sieg: Er tötete seinen Feind nicht, sondern machte ihn zu seinem Freund (V. 17-22) - zumindest für eine gewisse Zeit.
Ich habe den Eindruck, dass Jesus uns helfen möchte, auch in Menschen, die uns angreifen oder schaden wollen, von Gott geliebte Menschen zu sehen. Wenn wir ihnen weder aggressiv antworten noch passiv bleiben, kann Gott uns helfen, sie als Freunde zu gewinnen. Er kann uns Weisheit schenken, damit wir erkennen, wie wir in unserer Situation sozusagen ein Stück von ihrem Mantel abschneiden können, d. h. ihnen mit Mut, Kreativität und Liebe begegnen können.
Martin Peters
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.