Andacht vom 17.11.2013:
Und als sie hinabkamen an das Ende der Stadt, sprach Samuel zu Saul: "... du aber steh jetzt still, dass ich dir kundtue, was Gott gesagt hat." 1. Samuel 9,27
Dieses Wort wurde in eine konkrete Situation hineingesprochen und betraf einen Mann, der unterwegs war, um einen speziellen Auftrag zu erfüllen. Saul suchte die entlaufenen Eselinnen seines Vaters. Samuel war auch in einer besonderen Mission unterwegs. Er sollte Saul zum König krönen. Wenn der erfahren wollte, was Gott mit ihm vorhatte, musste er "still stehen", also für eine begrenzte Zeit alle anderen Aktivitäten einstellen. Diese Aufforderung war zwar an einen bestimmten Menschen gerichtet, aber sie hat zugleich prinzipielle Bedeutung, die es erlaubt, sie auf unsere Situation anzuwenden.
Vor Gott müssen auch wir still stehen, wenn wir erfahren wollen, was er mit uns vorhat. Wie das "Stillstehen" zustande kommt, lässt sich nicht allgemeingültig festlegen. Mancher spürt das Bedürfnis selbst und wendet sich Gott innerlich zu. Aber manchem muss Gott eine unfreiwillige Pause anordnen, indem er ihn aus der Geschäftigkeit des Alltags herausreißt. Manchmal gelingt es ihm mit Hilfe eines Notarztwagens - wie bei jenem rastlos tätigen 41-jährigen Bauingenieur, der mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht werden musste. Als die schwerste Phase der Erkrankung überstanden war, wurde ihm bewusst: Für alles im Leben - Familie, Arbeitsplatz, Hausbau, Aufgaben in der Gemeinde - hatte er Zeit gehabt, nur nicht für sich und seine Beziehung zu Gott. Aus dem Krankenhaus zurückgekehrt, gestand er einem Freund: "Gott hat mir mit der Krankheit eine Pause verordnen müssen, damit ich dem Sinn meines Lebens auf die Spur komme. Ich habe gelernt, dass es wichtiger ist, für Gott und Menschen offen zu bleiben, als in rastloser Arbeit aufzugehen."
Ob man zu dieser Einsicht nicht auch ohne Blaulicht kommen könnte? Von Dietrich Bonhoeffer ist folgender Satz überliefert: "Es liegt im Stillesein eine wundersame Macht der Klärung, der Reinigung, der Sammlung auf das Wesentliche." Allerdings muss man dieses Stillwerden bewusst wollen und üben, denn Stille, die man nicht will und nicht liebt, kann auch zur Hölle werden.
Ich glaube, dass jeder Sabbat für uns solch eine Chance zum "Stillstehen" sein will und kann.
Günther Hampel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.