Andacht vom 11.12.2013:
Und Jakob kochte ein Gericht. Da kam Esau vom Feld und war müde und sprach zu Jakob: "Lass mich essen das rote Gericht; denn ich bin müde." ... Aber Jakob sprach: "Verkaufe mir heute deine Erstgeburt." Esau antwortete: "Siehe, ich muss doch sterben; was soll mir da die Erstgeburt? 1. Mose 25,29-32
Eltern bemühen sich heute, ihre Kinder alle gleich zu behandeln. Der Erstgeborene zu sein begründet heute keine Sonderrechte mehr. Zu alttestamentlichen Zeiten hingegen stand dem ersten Sohn beispielsweise ein doppelt so großes Erbteil zu (5 Mo 21,17).
Esau, der älteste Sohn von Isaak und ein Enkel Abrahams, kam müde und hungrig von der Jagd zurück. Er sah das Gericht und wollte unbedingt sofort seinen Hunger stillen. Dafür war er sogar bereit, seine hervorgehobene Stellung als Erstgeborener aufzugeben. Jakob dagegen erkannte die Chance, durch einen kleinen Verzicht zur rechten Zeit einen lebenslangen Gewinn zu erzielen.
Esau und Jakob stehen für zwei Lebenshaltungen. Dem Älteren der beiden war die sofortige Bedürfnisbefriedigung wichtig. Er dachte nicht so sehr an morgen oder übermorgen, sondern war bereit, viel dafür einzusetzen, damit es ihm im Augenblick gut ging. Er schaute nicht einmal genau hin, was da über dem Feuer kochte, sondern sagte: "Ich habe Hunger, gib mir mal von dem Roten da." Der Schein reichte ihm aus, das Sein war nicht so wichtig - Hauptsache es sättigte. Die Zukunft war ihm egal, denn "sterben müssen wir schließlich alle".
Jakob steht für eine Lebenshaltung, die bereit ist, um des langfristigen Erfolgs willen auf kurzfristige Bedürfnisbefriedigung zu verzichten. Trotz mancher persönlicher Schwächen qualifizierte ihn das in Gottes Augen eher als den Erstgeborenen Esau, ein Stammvater des alttestamentlichen Volkes Israel zu sein - mit der damit verbundenen Vorbildfunktion.
Paulus vertrat ebenfalls eine langfristige Sichtweise, als er schrieb: "Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus ... und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus." (Phil 3,13b.14)
Auch wir sind gut beraten, uns am langfristigen Lebensglück zu orientieren, das - wie Paulus versicherte - in einem (ewigen) Leben mit Jesus besteht. Als Kinder Gottes sind auch wir Erben. Verschleudern wir unser Erbe nicht!
Thomas Lobitz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.