Andacht vom 12.02.2014:
Bittet, so wird euch gegeben ... Lukas 11,9a
Hand aufs Herz: Erlebst du das immer so? Mühelos wäre es möglich, noch ein Dutzend Gebetszusagen aus der Bibel zu zitieren. Es gibt viele Bücher, die sehr eindrucksvoll Gebetserhörungen beschreiben. Im Laufe der Jahre habe ich allerdings auch häufig genug erfahren müssen, dass Gebete unerhört blieben. Etliche Beter verloren darüber ihr Vertrauen zu Gott. Anderen fällt es heute schwer zuzuhören, wenn Christen über beeindruckende Gebetserfahrungen berichten. Wie gehen wir damit um?
Viele werden damit nur fertig, indem sie versuchen, unerhörte Gebete zu verdrängen. Inzwischen habe ich es mir abgewöhnt, dafür schnelle Erklärungsversuche anzubieten. Dabei weiß ich, dass es eine ganze Anzahl Gründe gibt, die Gott veranlassen, nicht zu antworten. Dazu gehören selbstsüchtige Bitten, Ungehorsam, mangelnde Vergebungsbereitschaft und anderes mehr. Aber immer wieder treffen wir auf Beter, die sich ehrlich und umfassend geprüft haben und dennoch nicht erhört worden sind. Jenen Betroffenen will ich einige Impulse weitergeben in der Hoffnung, dass sie ermutigt werden, nicht an Gott zu zweifeln oder gar zu verzweifeln.
Zuerst fällt mir auf, dass sie sich in prominenter Gesellschaft befinden. So betete Jeremia: "Wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet." (Kla 3,8) Nicht minder beeindruckend ist, welche Erfahrungen Hiob zu Protokoll gab. Dafür gibt es viele Belegstellen; eine greife ich heraus: "Wenn ich ihn auch anrufe, dass er mir antwortet, so glaube ich nicht, dass er meine Stimme hört, vielmehr greift er nach mir im Wettersturm und schlägt mir viele Wunden ohne Grund." (Hiob 9,16-17)
Was mich an Jeremia, Hiob und Anderen tief beeindruckt, ist, dass sie in diesen Durststrecken dennoch an Gott festgehalten haben. Sie gestanden sich ein, Gott nicht zu verstehen. Eine weitere starke Hilfe bieten mir die heute noch lebenden "Jeremias" und "Hiobs". Eine von ihnen war Elisabeth Martin. Sie lebte im Erzgebirge und litt 40 Jahre an einer heimtückischen, immer mehr fortschreitenden Krankheit. Viele beteten um ihre Gesundheit. Wenn ich an ihrem Bett stand, fehlten mir die Worte. Bei allem unfassbaren Leid strahlten ihre Augen und in ihren kaum hörbaren Gebeten lobte und dankte sie Gott für seine Liebe. Wie diese Frau Gott dennoch loben und danken konnte, bleibt mir eine unvergessliche Erfahrung!
Wilfried Krause
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.