Andacht vom 14.04.2005:
Was uns gut tut
Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen! Psalm 133,1
So bekannt ist dieser Psalm, so kurz und eingängig - und natürlich so schön -, dass man sich dran freut und zumindest die ersten Zeilen auswendig kann; ist es doch ein Wallfahrtslied, geprägt von Hochstimmung und Festtagsfreude! Ist's aber auch ein "Alltagslied"?
Schönfärberei kennt die Bibel nicht, wenn sie uns - gleich auf den ersten Seiten - Brüder vorstellt: Kain und Abel, Jakob und Esau, Isaak und Ismael, Josef und seine Brüder ... Und der Begriff "Brüder" ist durchaus weiter zu fassen und auf das Zusammenleben in Familie, Freundeskreis und Gemeinde zu beziehen. "Wie gut und lieblich ist es doch, wenn Brüder friedlich zusammen wohnen!" (Bruns)
Wir denken an die "Ausländerin" Rut und ihre Schwiegermutter Noomi. Diese beiden Frauen haben in bitterer Not den Entschluss gefasst, beieinander zu bleiben und sich zu vertragen. Auch an Hiob und seine Freunde sei erinnert. Die waren zwar durchaus guten Willens, dem Leidgeprüften beizustehen; doch angesichts des Unglücks gab es Vorwürfe, Missverständnisse, Schuldzuweisung. Schließlich war das gute Einvernehmen zerbrochen. Dabei waren sie doch als "Brüder" gekommen!
Wie schaffen wir es, gut miteinander auszukommen?
Welchen Weg weist das Wort Gottes? Die Geschichte Hiobs zeigt: Nicht das Recht-haben-Wollen, das Beharren auf der eigenen Meinung, verhilft zum Frieden; das bringt eher Verwirrung. Die Lösung findet sich in der Bibel: "Und der Herr wandte das Geschick Hiobs, als er für seine Freunde Fürbitte tat." (Hi 42,10)
Gebe Gott, dass wir als "Schwestern und Brüder" in diesem Geist miteinander umgehen!
Es ist ein Mangel an Dankbarkeit für Empfangenes, wenn wir keine Geduld miteinander haben und den anderen aburteilen. Oder haben wir noch nicht erfasst, was Gott uns alles vergeben hat?
Renate Poller
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.