Andacht vom 18.04.2005:
Augenzeuge
Dann wandte er sich an Thomas: "Leg deinen Finger hierher und sieh dir meine Hände an! Streck deine Hand aus und lege sie in meine Seitenwunde! Hör auf zu zweifeln und glaube ..." Da antwortete Thomas: "Mein Herr und mein Gott!" Johannes 20,27.28 (Die Gute Nachricht)
Thomas fühlte sich ausgeschlossen. Er war nicht dabei gewesen, als Jesus den Jüngern nach der Auferstehung zum ersten Mal erschien. Und er glaubte ihren Geschichten nicht. Er wollte Jesus mit eigenen Augen sehen und mit seinen Händen anfassen.
Eines Abends kam Jesus in den Raum, in dem alle Jünger zusammensaßen. Er sprach Thomas an und forderte ihn auf, seine Hände und seine Seite zu berühren. Er sagte: "Hör auf zu zweifeln und glaube!" Thomas war so überrascht, dass er auf die Knie fiel und rief: "Mein Herr und mein Gott!"
Wir sprechen oft in überheblichem Ton vom "ungläubigen Thomas". Aber was ist eigentlich schlimm daran, wenn man wie dieser Jünger den Dingen auf den Grund gehen will und nicht alles glaubt, was andere behaupten? Immerhin war Thomas bereit, sich überzeugen zu lassen. Und da fielen Angst und Unsicherheit von ihm ab. Da hatte er auf einmal Mut. Thomas kam auf seinen Missionsreisen der Überlieferung nach sogar bis nach Indien. Er hatte von Gott die Gabe der Fremdsprachen erhalten und konnte - der Überlieferung zufolge - das Evangelium in der jeweiligen Landessprache verkündigen. Wo er hinkam, gründete er Gemeinden. Er wusste, wovon er redete. Er kannte einen Jesus, den man anfassen kann.
Vielleicht fühlen wir uns gehemmt bei unseren Versuchen, über Jesus zu sprechen, weil wir ihm noch nicht nahe genug gekommen sind?
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.