Andacht vom 14.06.2005:
Zweifel und Glaube
Denn wer zweifelt, der ist auch unbeständig in allem, was er unternimmt. Jakobus 1,8 (Die Gute Nachricht)
Im Wörterbuch heißt es: "Zweifel: in der Überzeugung oder im Entschluss schwankend, ungewiss, unschlüssig, unsicher." Der Zweifler schwankt hin und her. Er kann sich nicht entscheiden. Ein gesunder Zweifel lässt uns vorsichtig und abwägend sein. Der neurotische Zweifel lähmt alle Entscheidungen, untergräbt jede Aktivität und zwingt zum Rückzug, zum Stillstand, zur Entschlusslosigkeit.
Bruce Marshall lässt im Roman "Der rote Hut" folgende Sätze über einen Gläubigen formulieren: "Ein Gläubiger ist, wer seine Zweifel mehr bezweifelt als das, was er glaubt; und ein Ungläubiger ist einer, der, was er glaubt, mehr bezweifelt als seine Zweifel."
Anders ausgedrückt: Der Gläubige zweifelt nicht am Glauben, aber an seinen Zweifeln. Der Ungläubige zweifelt an seinem Christusglauben und glaubt an seinen Zweifel.
Seit die Sünde in der Welt ist, gehört auch der Zweifel in unser Leben. Im Zweifel steckt eine gefährliche Entwicklungsmöglichkeit. Der Zweifel, der alles in Frage stellt, untergräbt das Vertrauen zu Gott, das Vertrauen zu anderen und das Vertrauen zu uns selbst. Der Zweifel kann unsere Wahrnehmungen krankhaft verändern, unsere Gefühle und unsere Haltung bestimmen. Er kann unsere menschlichen Beziehungen entzweien. Übermäßiges Zweifeln hinterlässt großen Schaden im Leben.
"Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre!", sagt Jesus zu Petrus, als er sich nach dem letzten Mahl von ihm verabschiedet. Jesus sagt das, obwohl er weiß, dass Petrus ihn später verleugnen wird. Dennoch verspricht er: "Ich selbst trete für dich ein. Und das gilt gerade für dunkle Zeiten. Nichts soll dich von Gott trennen; weder Verrat noch Zweifel." Ist das nicht ein wunderbares Versprechen? Jesus betet auch für uns, damit unser Glaube nicht aufhört und wir nicht im Zweifel untergehen.
Beate Strobel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
