Andacht vom 06.08.2005:
Im Redwood-Baum
Wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet. Matthäus 10,22b (Einheitsübersetzung)
In einer Tageszeitung fiel mir die Schlagzeile auf: "Julia stieg vom Baum herab". Ich las weiter und erfuhr, dass nach mehr als zwei Jahren die US-Umweltschützerin Julia Hill ihren hartnäckigen Protest in der Krone eines Redwood-Baumes beendet hatte. Die 25-Jährige hatte ihre Aktion in luftiger Höhe mit dem Vorsatz begonnen, erst wieder herunterzusteigen, wenn der seltene Baum gerettet sei. Ihr langer Kampf brachte Erfolg. Gegen Zahlung von 50.000 Dollar wurden der Baum und ein Umkreis von 70 Metern zur Tabuzone für die Motorsägen der Holzfäller erklärt.
Es ist schon erstaunlich, welche Mühen Menschen auf sich nehmen, um ein Ziel zu erreichen. Mit Beharrlichkeit kann selbst stärkster Widerstand gebrochen werden.
Vom Durchhalten spricht auch Jesus. Manche meinen, wenn jemand den Gottesdienst besucht und Gutes tut, dann werde Gott im Gegenzug diesen Menschen segnen. Unter Segen verstehen sie die Bewahrung vor allem Negativen wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit, zugleich aber auch Wohlstand, Erfolg und langes Leben.
Ein völlig anderes Verständnis hingegen hat Jesus. Er sagt zu seinen Nachfolgern: "Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe." (V. 16) Das hört sich gefährlich an. Christen müssen damit rechnen, dass sie wegen ihres Glaubens bei anderen auf Ablehnung stoßen. "Alle Welt wird euch hassen, weil ihr euch zu mir bekennt." (V. 22a Hfa) Ein Christ, der seinen Glauben ernst nimmt, wird bemüht sein, seinem Nächsten nicht zu schaden, sondern ihm zu helfen. Andererseits muss ein Christ auch manchmal nein sagen und gegen den Strom der üblichen Meinungen anschwimmen. Das erregt Anstoß und Widerstand. Immer wieder muss sich ein Christ entscheiden, wem er folgen will: den von Gott gegebenen Richtlinien oder den sich ständig wandelnden Normen der Gesellschaft. Wer Jesus nachfolgt, braucht deshalb Standhaftigkeit und Beharrungsvermögen. Nur so gelangt er ans Ziel seines Glaubens.
Holger Teubert
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.