Andacht vom 27.09.2005:
Aufschub bis zum "Geht nicht mehr"
Felix aber zog die Sache hin, denn er wusste recht gut um diese Lehre und sprach: Wenn der Oberst Lysias herabkommt, so will ich eure Sache entscheiden. Apostelgeschichte 24,22
Genau das war ja das Problem dieses Mannes. Das persönliche Glaubenszeugnis des Paulus hatte den Statthalter tief beeindruckt. Der biblische Bericht bezeugt, dass dies nicht seine erste Begegnung mit der Botschaft Jesu war, sondern der Zeitpunkt, an dem sich die wesentliche Richtung seines Lebens entschied. Nur ein bisschen mehr Mut, und er hätte als einer der prominentesten Nachfolger Jesu in die Geschichte eingehen - und in diesem Sinne vielleicht sogar die Welt bewegen können. Aber Felix verpasste die goldene Gelegenheit. Was hielt ihn zurück? War es die Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg? Fürchtete er die öffentliche Ächtung, wenn er sich zu dieser "Sekte" bekannte? War ihm der Preis einfach zu hoch?
Mag sein - aber wahrscheinlich hatte er es auch nicht eilig mit dieser Entscheidung, und die Position des wohlwollenden Gönners samt der damit verbundenen "Neutralität" war ja auch nicht zu verachten.
Was machte es schon, wenn er sich noch ein paar Wochen, Monate oder Jahre Zeit ließ mit seiner Entscheidung? Traf er sie heute nicht, traf er sie morgen! Genau so hat er vermutlich gedacht, der Statthalter Felix - und sich niemals für Jesus entschieden ...
Unwillkürlich muss ich an so manchen "langjährigen Gast" denken, dem ich in der einen oder anderen Gemeinde begegnet bin. Ja, es kann sehr "komfortabel" sein, über alles Wesentliche des Glaubens- und Gemeindelebens gut Bescheid zu wissen, die Zuwendung vieler lieber Menschen zu genießen und gleichzeitig die Position wohlwollender Neutralität zu pflegen, die zu nichts verpflichtet, aber alle Türen offen hält. Entscheiden kann man sich schließlich immer noch früh genug.
Wirklich? Vielleicht bietet Jesus dir gerade heute die "goldene Gelegenheit" deines Lebens, dich ganz und gar für ihn zu entscheiden. Du solltest sie nicht verpassen!
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
