Andacht vom 28.09.2005:
An des Vaters Hand
Die Angst meines Herzens ist groß... Psalm 25,17
... sagt David, der Psalmsänger und König in Israel. "Angst...? Plagen sich damit denn nicht nur die Ungläubigen? "Wer Gott vertraut, der sollte keine Angst haben!", sagt mancher im Brustton christlicher Überzeugung. Aber trifft das wirklich zu? Für König David sind Angst und Gottvertrauen keine Gegensätze. Er empfindet seine Schuld als großes Elend. "... führe mich aus meinen Nöten!", bittet er im selben Vers. Seine Schuld, das ist seine Not - und der Grund seiner Angst.
Wovor haben wir Angst? Wir fürchten uns vor dem, was wir nicht kennen. Vor der Zukunft zum Beispiel. Darum möchten viele wissen, was kommt. Wenn Wahrsager Wohlstand, Gesundheit und Glück in der Liebe voraussagen, machen sie selbst dabei allerdings immer das beste Geschäft. Würden sie die Wahrheit kennen und nennen, hätten sie wohl nicht so viel Kundschaft ... Angst ist belastend. Wer ständig in Angst lebt, gefährdet zweifellos seine Gesundheit. Darum ruft Jesus uns zu sich. Er möchte, dass wir ihm unsere Ängste sagen. Dadurch verschwindet der Gegenstand unserer Sorge zwar nicht automatisch, aber unsere Sicht der Dinge kann sich ändern. Schließlich hat er die Welt, in der wir leben und in der wir Angst haben, "überwunden" (Jo 16,33), wie er sagt. Und das scheint mir der Schlüssel zur Lösung des Problems zu sein: Angst, die überwunden ist, kann mich nicht mehr überwinden. Und wenn meine Kraft zum Überwinden nicht reicht, kann ich mich jederzeit an den wenden, der selbst die Angst überwunden hat und mir deshalb helfen kann.
Das Kind behält seine Angst vor dem großen fremden Hund, obwohl es längst auf Vaters starkem Arm sitzt. Aber es vertraut darauf, dass der Vater stärker ist als die Ursache der Angst. Er wird sein Kind nicht fallen lassen.
Genau das wusste auch der Apostel Paulus. Darum sagt er: Was immer auch geschieht, nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes (vgl. Rö 8,38.39) In der Angst nicht verzweifeln zu müssen, das ist der Vorteil des Glaubenden. Er weiß, dass er getragen wird, und kann deshalb mit dem Psalmisten sagen: "Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil." (Ps 73,26)
Arno Patzke
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.