Andacht vom 17.01.2006:
Sklavin ohne Bitterkeit
Aber die Kriegsleute der Aramäer waren ausgezogen und hatten ein junges Mädchen weggeführt aus dem Lande Israel; die war im Dienst der Frau Naamans. Die sprach zu ihrer Herrin: Ach, dass mein Herr wäre bei dem Propheten in Samaria! Der könnte ihn von seinem Aussatz befreien. 2. Könige 5,2.3
Wie es damals üblich war, hatte man bei einem Raubzug ein israelitisches Mädchen mitgenommen. Nun wurde es fern der Heimat zur Arbeit gezwungen. Doch wir lesen nichts von Auflehnung und Resignation. Sie fügte sich und nahm die Aufgaben an, die ihr gestellt wurden. Mehr noch: Sie litt mit, als ihr Herr von einem schweren Schicksalsschlag getroffen aussätzig wurde. An dieser Stelle zeigte sich die Größe ihres Glaubens. Sie wusste, dass Jahwe auch da noch helfen konnte, wo menschliche Möglichkeiten am Ende sind.
Wodurch war ihr Glaube so stark geworden? In ihrem eigenen Leid hatte sie erfahren, dass der Gott Israels größer ist, als Menschen denken. Sie hatte gemerkt, dass dieser Gott nicht gestorben war, als die Soldaten, die ihr Heimatland verteidigten, gefallen waren. Während Eltern, Geschwister und Freunde weit weg waren, blieb dieser Gott ihr auch im Feindesland immer nahe. Er gab ihr Kraft und schenkte Gelingen in ihrer Arbeit. Selbst in der Fremde konnte sie Gottes Heil erfahren. Sie war so sehr von der Liebe Gottes erfüllt, dass sie den Schmerz der Eheleute spürte und teilte. Für sie gab es keinen Zweifel, dass der Gott Israels auch den heidnischen Feldhauptmann Naaman gesund machen konnte.
Viele verbittern im Leid. Das Mädchen dagegen hatte sich den Blick für das Wirken Gottes in jeder Lage bewahrt. Sie warf ihr Vertrauen zu ihm auch dann nicht weg, als sie vieles nicht mehr verstand. So konnte sie neue Erfahrungen machen und ihren Mitmenschen ein Segen sein.
Wie groß ist mein Vertrauen zu diesem Gott? Was erwarte ich heute von ihm?
Andreas Schmidtke
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
