Andacht vom 04.02.2006:
Frau mit Vergangenheit
Wir wollen uns freuen und jubeln und ihm die Ehre geben! Der Hochzeitstag des Lammes ist gekommen; seine Braut hat sich bereitgemacht. Ihr wurde ein herrliches Kleid gegeben aus reinem, leuchtenden Leinen! Offenbarung 19,7.8 (Gute Nachricht Bibel)
Für Mette-Marits Brautkleid und die Schleppe haben die Schneider 120 Meter weiße Seide verarbeitet. Ihr Bräutigam, der Kronprinz von Norwegen, kümmerte sich nicht um das Getuschel und Naserümpfen der Leute. Er wußte, dass die junge Frau an seinem Arm keine unberührte Heilige ist. Mette-Marit hatte ihm alles "gebeichtet", und nicht nur ihm: In einem Fernsehinterview gab sie offen ihre Fehler zu, sprach über ihre Drogenexperimente, ihre Affären, ihren unehelichen Sohn. Und sie distanzierte sich von ihrer Vergangenheit. "Es tut mir Leid", sagte sie, "ich wünschte, ich könnte vieles ungeschehen machen."
Die Königsfamilie hat ihr verziehen und ihren kleinen Sohn aufgenommen. Mette-Marit wird akzeptiert, ja, geliebt. Deshalb durfte sie mit erhobenem Haupt zur Hochzeit gehen. Sie brauchte sich nicht davor zu fürchten, dass Details aus ihrer dunklen Vergangenheit ans Tageslicht gezerrt werden könnten: Sie hatte alles bekannt, ihr wurde alles vergeben.
Die Bibel zeichnet von Jesus das Portrait eines Bräutigams, der ebenfalls eine Frau mit Vergangenheit liebt. Sein Vater, der König, akzeptiert diese Liebe. Er wünscht sich, dass die Braut ihre Schuld zugibt und sich voll Abscheu davon abwendet. Er möchte, dass sie es in Zukunft - mit seiner Unterstützung - besser macht. Er nimmt die Braut in seine "Königsfamilie" auf, obwohl sie aus einer niederen sozialen Schicht stammt und noch lange nicht weiß, wie man sich richtig verhält. Und er schenkt ihr ein Kleid, das sie vollkommen macht. Es ist ein ganz besonderes Kleid; es gehört zu jenen, von denen man sagt: "Kleider machen Leute". In einem solchen Kleid bewegt man sich anders als in schmutzigen Alltagsjeans, denn es färbt auf geheimnisvolle Weise nach innen ab. Dieses Kleid ist für jeden von uns maßgeschneidert. Wir dürfen es schon jetzt anziehen. Hand in Hand mit Christus lernen wir, so zu denken, wie es sich für Königskinder gehört, und schließlich so zu reden und zu handeln. Ohne seinen Geist können wir das nicht. Doch er möchte uns von innen her prägen und umerziehen - lassen wir es zu!
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.